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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Charles Ives

„In the Alley“ (Songs, Kammermusik)

Julia Sophie Wagner, Steffen Schleiermacher, Ensemble Avantgarde

MDG/Naxos MDG6132178
(71 Min., 2 & 4/2019)

Als Aaron Copland jene „114 Songs“ in die Finger bekam, die sein Komponistenkollege Charles Ives 1922 veröffentlicht hatte, war er mehr als nur erstaunt. Flotte Gassenhauer und erlesene Hymnen, Cowboy-Songs und Lieder auch in Deutsch, Französisch und Italienisch, romantische Balladen und mit heftigen Dissonanzen gepickte Gesangstücke – so präsentierte sich dieser etwas andere Klavierliederreigen, dem Copland aber dann doch bewundernd „fruchtbarste Phantasie“ und eine „verblüffende Vielfalt“ attestierte. Genau das spiegelt denn auch die Song-Auswahl wider, die die Sopranistin Julia Sophie Wagner zusammen mit dem Pianisten Steffen Schleiermacher getroffen hat. Der für Ives unkonventionelle und damit weit in das 20. Jahrhundert leuchtende Umgang mit den unterschiedlichsten Idiomen, zu denen bekanntlich auch Gospels, Märsche und Traditionals aller Art gehörten, macht den Sound der zwanzig Songs aus. Und neben dem von Melancholie gesättigten Melos geht es zwischendurch frech und unterhaltsam zu, etwa bei dem Song „The Circus Band“. Nun besteht auch bei solchen munteren Stücken immer wieder die Gefahr, dass sich Sänger oder Sängerinnen in überdrehte Entertainer verwandeln. Nicht so die Mezzosopranistin Julia Sophie Wagner, die zwar mit Schmiss, aber eben auch mit dem nötigen Augenmerk für Ivesʼ unkalkulierbar raffinierte Stilmittel an diesen Song herangeht. Und einfach nur wunderschön gesungen sind etwa die deutschsprachigen Lieder „Feldeinsamkeit“ nach einem Gedicht von Hermann Almers sowie „Ilmenau“ nach Johann Wolfgang von Goethe. Abgerundet wird dieses unbedingt hörenswerte Ives-Kaleidoskop von handverlesenen Kammermusik- und Klavierstücken wie den „Three Improvisations“, die leicht expressionistischen Schönberg-Duft verströmen.

Guido Fischer, 22.08.2020


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