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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Die Fusion großer CD-Labels ist normalerweise eher ein Ärgernis als eine Freude, sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden: In der Regel sind deutliche Sparmaßnahmen beim Personal und beim „Output“ die Folge. Im Fall der vorliegenden Ravel-Box allerdings wird einmal ein Vorteil der Bündelung von Label-Potenz erkennbar: Weil EMI vor einiger Zeit im Hause Warner aufgegangen ist, konnte für diese Repräsentation des Ravel-Gesamtwerks vor allem im Blick auf herausragende ältere Einspielungen über eine Breite konservierter künstlerischer Hochleistungen verfügt werden, die wirklich atemberaubend ist. So finden sich etwa Janet Bakers einzigartige „Shéhérazade“ von 1967 (unter Barbirolli), zahlreiche Einspielungen des französischen Klaviertitanen Samson Franҫois aus den 50er- und 60er-Jahren (darunter „Gaspard e la nuit“ und das „Konzert für die linke Hand“) und Martha Argerichs 2016er-Version des G-Dur-Konzertes (live aus Lugano) neben einigen Original-Schätzen aus den Archiven der älteren Warner-Labels. Insgesamt wurde vielfach auf ältere Einspielungen zurückgegriffen, die ein zeitlos hochwertiges Interpretationsniveau garantieren: Unter den Sängern finden sich etwa Gérard Souzay und Elly Ameling, unter den Dirigenten André Cluytens, Charles Munch und Jean Martinon. Gleichzeitig kommen aber auch zeitgenössische Künstler wie die Capuҫon-Brüder, Simon Rattle, Kent Nagano oder Bertrand Chamayou zu Wort. Ein besonderes Plus ist die Vollständigkeit der Edition: Auch Ravels Bearbeitungen fremder Werke (neben Mussorgskis „Bildern einer Ausstellung“ unter anderem auch Schumanns „Carneval“) sind berücksichtigt, ferner zum Beispiel Klavierbearbeitungen eigener Orchesterwerke. Und ein besonderes Bonbon sind die letzten vier CDs mit historischen Aufnahmen, die eine Reihe ohnehin in der Box enthaltener Werke als sehr alte Original-Dokumente doppeln: Ravels eigene Klavierrollen-Interpretationen, Aufnahmen, die er selbst betreut hat (etwa mit Marguerite Long am Klavier) sowie Aufnahmen aus seinem Freundeskreis. Mit diesem Supplement wird die 21-CD-Box vollends zur wertvollen Fundgrube.

Michael Wersin, 05.09.2020


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