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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Richard Wagner, Hermann Behn

Tristan und Isolde (arrangiert für Klavier vierhändig)

Christiane Behn, Cord Garben

Musicaphon/Klassik Center M56986
(62 Min., 4/2019)

Die Partituren Richard Wagners haben von Anfang an große Faszination ausgeübt. Ihre Harmonik, ihre Stimmführung, ihre Orchestrierung wurden zum Faszinosum für zahllose Komponisten und Interpreten. Mannigfaltige Bearbeitungen unterschiedlichster Art entstanden in der Auseinandersetzung mit diesen Ausnahme-Kunstwerken. Die vorliegende CD präsentiert Ausschnitte aus einer ganz besonderen Transkription, erstellt von dem Musikgelehrten und partiellen Wagner-Zeitgenossen Hermann Behn (1859–1927). Behn arrangierte Schlüsselszenen aus Wagners Musikdramen für zwei Klaviere. Im Falle der Tristan-Bearbeitungen verwendete Behn, wie Cord Garben ermitteln konnte, den Breitkopf & Härtel-Klavierauszug der Oper als Grundlage, erweiterte den dort vorgefundenen Klaviersatz aber auf intrikate Weise zu einem Kunst-Produkt, das die Grenzen des Spielbaren bzw. des sinnvoll Darstellbaren gelegentlich überschreitet: Beide Partien nutzen jeweils den Klangraum des Klaviers aufs Umfänglichste; weiteste Griffe, die nur durch geschicktes Arpeggieren zu verwirklichen sind, resultieren daraus für die Spieler. Unter anderem die Übertragung der Harfen-Stimmen in die Klavierversion führt im Zusammenspiel mit anderen in die Bearbeitung hineingenommenen Partien zu rhythmischen Komplexitäten, die, etwa zusammen mit kaum kongruent ausführbaren Verdoppelungen, wohl bewusst ein weiträumig orchestrales Klangbild erzeugen sollen. „Über das hausmusikalische Spiel gehen die Anforderungen weit hinaus“, schreibt Cord Garben in seiner Einführung. Gemeinsam mit Christiane Behn, der Urgroßnichte Hermann Behns, gelingt ihm auf zwei Steinway-Flügeln von 1912 eine Einspielung einiger Tristan-Szenen, darunter das Vorspiel und der „Liebestod“, die Behns Transkriptionsleistungen zur lebendigen Erfahrung werden lassen. Das im Vergleich zu modernen Flügeln weichere, mattere Klangbild der historischen Instrumente trägt mit dazu bei, die famose pianistische Leistung des Duos ins beste Licht zu rücken: Behn und Garben haben das teils fast Unspielbare in den Bereich des Möglichen überführt. Sie würdigen damit das Werk eines Enthusiasten, der noch unter dem direkten Einfluss des Wagnerschen Schaffens stand und sich dessen suggestiver Sogwirkung offenbar nicht entziehen konnte.

Michael Wersin, 03.10.2020


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