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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Dance

Tingvall Trio

Skip Records/Soulfood SKP9177
(57 Min., 6/2020)

Manchen Aufnahmen hört man an, dass die Musiker nicht zum Arbeiten, sondern zum Vergnügen im Studio waren. Der Pianist Martin Tingvall, der Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo und der Schlagzeuger Jürgen Spiegel jedenfalls klingen so, als hätten ihnen die zwei Aufnahmetage im Juni enormen Spaß gemacht. „Dance“ nannten sie das Ergebnis, und tatsächlich dominieren rund um den Globus eingesammelte Tanzrhythmen die knapp einstündige Disc.
Eine Melodie, so einfach, als stamme sie von einer Spieluhr, mündet im energiegeladenen „Tokyo Dance“, der eher von einer Rush Hour als von einem traditionellen Tanz zu erzählen scheint. Das Titelstück „Dance“ hingegen trägt folkloristische Züge – wenngleich kein direkter geografischer Bezug durchschimmert. Andererseits flirtet „Spanish Swing“ mit dem Flamenco, während in „Cuban SMS“ das Feuer der von afrokubanischen Rhythmen gewürzten Salsa lodert. Der „Arabic Slow Dance“ hingegen lebt von der Spannung zwischen reduzierter Percussion und den in der europäischen Kulturszene gewachsenen Vorstellungen von Haremsmusik und Schleiertanz – ein Zwitter aus Klischee und Kunst. Da ist es bei „Ya Man“ schon einfacher: Der jamaikanische Reggae hat mit Bob Marley und anderen seine Wandlung zum internationalen Pop selbst vollzogen und ist per se schon Ausdruck einer weltmusikalischen Kultur. Den „Bolero“ führt das Tingvall Trio hingegen wieder von Europa nach Kuba zurück.
Nun besteht das Leben nicht nur aus Tänzen. Mit „Flotten“ lässt das Ensemble Schiffe über die Wellen gleiten. Im Gegensatz kommt Riddaren (Der Ritter) mit Volumen, Selbstbewusstsein und schweren Beinen daher, und auch „Puls“ (Impuls) setzt zunächst eher auf Kraft und Schwere als auf Leichtfüßigkeit, wandelt sich aber zusehends in eine für das Trio typische, fröhliche Angelegenheit mit einem vergnüglichen Trommelzwischenspiel. „Det Lilla“ (die Kleine) blickt gleich von Anfang an unbefangen den Schmetterlingen hinterher, und „Sommarvisan“ lässt aus einem instrumentalen Gewölle ein heiteres Sommerlied mit einer volksliedhaften Melodie aufblühen. Mit „In Memory“ wandelt sich die Stimmung ins Besinnliche. Ein verblüffendes, nichtsdestotrotz wunderschönes Finale nach den packenden Melodien und prallen Akkorden sowie der rhythmischen und melodischen Finesse im Zusammenspiel, mit denen sich das Tingvall Trio von seiner besten Seite gezeigt hat.

Werner Stiefele, 07.11.2020


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