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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Jules Massenet

„Visions“

Royal Scottish National Orchestra, Jean-Luc Tingaud

Naxos 8.574178
(75 Min., 8/2019)

27 Opern, darauf wird Jules Massenet, der sensitive Melodiker und samtige Orchestrator der französischen Belle Époque, meist reduziert. Doch nicht einmal die sind komplett eingespielt, und noch immer lassen sie in ihrer schillernden Vielfalt unerwartete Entdeckungen zu. Das gilt auch für den gar nicht so kleinen instrumentalen Werkkatalog dieses vielseitigen Komponisten, der drei Ballette, diverse Orchestersuiten und Bühnenmusiken einschließt. Auf dieser hörenswerten, vom satt und motivierten Royal Scottish National Orchestra eingespielten und von Jean-Luc Tingaud mit Gusto und Trüffelsucherfreude dirigierten CD kann man einige davon kennenlernen. Da gibt es zum Beispiel eine vierteilige Suite aus dem einaktigen Ballett „Espada“ von 1908 die rhythmisch pikant bewährt iberisches Flair verströmt. Und auch für die Antike findet Massenet die passende Musik, so etwa in der 1873 entstandenen, tragisch durchpulsten Ouvertüre zu Racines „Phèdre“-Schauspiel. Im selben Jahr verfasste er eine umfangreiche Schauspielmusik mit Prèlude, Divertissements, Zwischenakten und einer solocelloeingängigen Invocation für das Stück „Les Érinnyes“ („Die Furien“) von Charles-Marie-René Leconte de Lisle mit einer farbenreichen Vielfalt kontraststarker Stücke. Nach dem Vorbild von Franz Liszts „Le Prèludes“ ist „Visions“ (1881) ein Poème symphonique von mal zärtlicher, mal robust-zupackender Anmutung. Feierlich-festlich, am Ende in die Marseillaise mündend, so präsentiert sich die Konzertouvertüre „Brumaire“ aus dem Jahr 1900, die an den November-Staatsstreich von Napoleon 101 Jahre früher erinnern soll. Auch wenn sich hier Massenet nicht neu erfindet, er offenbart doch durchaus weitere Facetten seiner großen, immer bühnenpragmatischen wie wirkungsvollen Meisterschaft.

Matthias Siehler, 23.01.2021


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