Die dritte Sinfonie von Johannes Brahms, F-Dur, über die nach der Uraufführung 1884 zu lesen war, sie sei „eine Fahrt durch aufgeregte Elemente, die stellenweise mit elementarer Gewalt aneinander gerathen“, eingedampft zum Klavierquartett? Oh heilige Corona, sind wir etwa wieder im Dauersalon der CD-Spieler-freien Reduktionsära des 19. Jahrhunderts? Natürlich nicht, die Verschlackung ist Konzept und hat Methode. Denn nach einem ersten Album mit ungarischen Schätzen hatte das seinem Wirken in der Moderne wie dem Ertrüffeln verschütteter Klavierquartett-Literatur besonderen Bogen- wie Tastenmerk widmende Notos Quartett diesmal Brahms solo ins Repertoirevisier genommen. Mit einem Twist freilich: So wie einst Arnold Schönberg dessen g-Moll-Klavierquartett in eigener Instrumentierung orchesterkanonisch gemacht hat, so sollte diesmal, im umgekehrten Weg also, ebenjenem berühmten Stück in der Originalversion die geschrumpfte Dritte gegenüberstehen. Als die vier Musiker, die seit 2007 zusammenspielen, dem bekannt versatilen Arrangeur Andreas N. Tarkmann den Bearbeitungsauftrag erteilten, war der gleich begeistert. Das Werk eignet sich besonders, weil weitgehend instrumentalsolifrei, die Hauptaufgaben teilen sich Streicher und Holzbläser als gleichwertige Klanggruppen. Brahms selbst hat das in seiner Fassung für zwei Klaviere ähnlich gehandhabt. Klavier und Streicher korrespondieren aber ebenso reizvoll wie robust. Sindri Lederer, Andrea Burger, Philip Graham und Antonia Köster am Klavier kosten diese Kontraste im nunmehr „vierten“ Klavierquartett vollends aus. Und auch das vorangestellte erste, das g-Moll-Quartett, wird bis hin zur pochenden Finalentladung des Rondo alla Zingarese zupackend volltönend gemeistert.

Matthias Siehler, 17.04.2021

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