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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Free Sound Quintet

Hans Koller

O-Tone Music/Edel 1021032OTO
(38 Min., 4/1971)

Die (Jazz-)Welt war im Umbruch. Ende der 1960er mieden Avantgardisten alles, was auch nur andeutungsweise swingte. Stattdessen rückten freie oder vom Rock inspirierte Rhythmen und E-Pianos sowie mehr oder weniger freie Improvisationskonzepte in den Vordergrund. Um diese Zeit begab sich der Wiener Hans Koller mit seinem Free Sound Quintet auf Entdeckungsreise. Er erweiterte den Klang seines Sopran- und Tenorsaxofons um elektronische Effekte und übersetzte mit dem Quintett in ein eigenes Konzept, was Miles Davis mit den Alben „Filles de Killimanjaro“ und „Bitches Brew“ oder die Kontrabassisten Miroslav Viouš auf „Infinite Search“ und Ron Carter auf „Uptown Conversation“ jeweils mit dem Keyboarder Herbie Hancock an Klängen erschlossen hatten. Das verlangt von den Mitspielern eine Balance aus der präzisen Wiedergabe notierter Schlüsselstellen und empathischer Partnerschaft in den freien Passagen.
Während Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre in Presse, bei Musikern und Fans über das Kaputtspielen und Zerstören des Tradierten spekuliert wurde, arbeitete Kollers Ensemble an einer Ästhetik des konstruktiven, intuitiven Zusammenspiels. Sechs Stücke dokumentierten sie am 7. und 8. April 1971. Der Versuch scheiterte, die Firma MPS für die Veröffentlichung zu gewinnen. Die Schwarzwälder luden Koller stattdessen in Quartettbesetzung in ihr Studio in Villingen und nahmen im September 1972 das Album „Phoenix“ (CD und LP vergriffen, Stream und Download erhältlich) auf, während die selbst produzierte Quintettsession von 1971 in Vergessenheit geriet. Sie wirkt drängender; außerdem verleiht der Gitarrist Costa Lukacs der mit Koller, dem Keyboarder Albert Mair, dem Kontrabassisten Adelhard Roidinger und dem Schlagzeuger Karl Prosenik besetzten Band eine zusätzliche Klangfarbe. Die Erstveröffentlichung der lange vergessenen Aufnahmen bereichert die Jazzgeschichte um einen wichtigen, rundum hörenswerten Mosaikstein zur Herausbildung von Fusion und strukturierten freien Improvisationen.

Werner Stiefele, 02.10.2021


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