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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Vladimir Dyck, Constantin von Sternberg, Sergei Yuferov

History of the Russian Piano Trio Vol. 5

The Brahms Trio

Naxos 8.574116
(77 Min., 2 & 4/2018)

Ja, all diese Namen und Werke sind lang versunken im komplexen Durcheinander der Geschichte, in diesem Fall affiziert durch die Wirrnisse des Fin de Siècle und die nachfolgende Weltkriegskatastrophe. Der in Odessa geborene Vladimir Dyck konnte Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris studieren, unter anderem bei Charles-Marie Widor. Seine Musik, hier repräsentiert durch sein Klaviertrio op. 25 c-Moll von 1910, atmet den Geist der französischen Spätromantik, die eine Verbindung eingeht mit dem russischen Gespür für große Melodik. Dyck wurde später französischer Staatsbürger, gründete ein Verlagshaus für jüdische Musik. Sein transeuropäisch ausgerichtetes Leben endete dennoch in Auschwitz, wohin er 1943 mit seiner Familie deportiert wurde. Constantin von Sternberg, mit seinem Geburtsjahr 1852 eine Generation älter als Dyck, wandte sich von seiner Geburtsstadt St. Petersburg noch viel weiter Richtung Westen: 1880 blieb er nach einer Tournee in Amerika und entfaltete als Konzertpianist unter anderem eine erfolgreiche Lehrtätigkeit. Sein Trio in C-Dur op. 104 (1912) ist mit seinem filigran-durchsichtigen Satz viel klassizistischer angelegt als das von Dyck. Der 1865 geborene Sergei Yuferov stammt wie Dyck aus Odessa. Nach der Revolution von 1917 verliert sich sein Leben im Dunkel, selbst Umstände und exaktes Datum seines Todes sind unbekannt. Sein Trio c-Moll op. 52 (1911) zeigt wieder den dickeren, dichteren russischen Satz, diesmal auch gefüllt mit einem „typisch russischen“ Idiom, das unter anderem an Rachmaninows Kammermusik erinnert. Welche Fülle unterschiedlichster musikalischer Schönheiten, entstanden fast zur selben Zeit in einem hochkreativen, aber auch hochexplosiven Europa ... Nikolai Sachenko (Violine), Kirill Rodin (Cello) und Natalia Rubinstein (Klavier) verleihen dieser Zeit durch ihre hochkompetenten und hochleidenschaftlichen Interpretationen zum wiederholten Male ein Gesicht. Ein großartiges Album.

Michael Wersin, 23.10.2021


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Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


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