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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Edizione Speciale

Enrico Rava

ECM/Universal 2672
(64 Min., 8/2019)

Was hat Enrico Rava, derzeit mit 82 Jahren einer der Nestoren des europäischen Jazz, nicht schon alles erlebt! Als sich die Europäer einerseits mit dem Dixieland vergnügten und andererseits Charlie Parker entdeckten, ging er zur Schule. Seine erste Band reihte sich um 1960 bei den coolen Innovatoren ein. Die Ablösung des swingenden Jazz durch die Free-Welle erlebte er in seinen Zwanzigern, und an den Räume öffnenden Veränderungen der 1960er nahm er unter anderem als Partner der Saxofonisten Gato Barbieri und Steve Lacy teil. Rockjazz, elektronische Soundcollagen, Fusion, die verschiedenen Latin-Wellen und die Rückbesinnung auf regionale Traditionen waren weitere Stationen.
All dies (und mehr) brachte er auf dem Jazz Middelheim Festival in Antwerpen zwei Tage vor seinem 80. Geburtstag auf die Bühne, wobei er sein reguläres Quartett für dieses Jubiläumskonzert zum Sextett aufgestockt hatte. Das Konzept war klar: Man kennt die Stücke bestens und kann sie deshalb mit Überraschungen spicken – zum Beispiel bei den Bebop-Anklängen zu Beginn des Openers „Infant“, die Diodati nach knapp zwei Minuten mit harschen Gitarrenschlägen in Frage stellt. Wilde Pianoeruptionen und zerbröselnde Gedankenlinien, emotionale Ausbrüche und irrlichternde Melodiefetzen folgen, bis das Bebop-Motiv wiederkehrt.
Dabei behält jeder Titel eine klare, die Hörer packende Identität in den Jazz-Idiomen der letzten 70 Jahre. „Once Upon A Summertime“ bringt zunächst Wohlklang und Entspannung, wandert dann mit dem „Theme For Jessica Tatum“ in Monk’sche Gefilde und ist mit seinen klaren Strukturen das Gegenteil zu brüchig verzerrten Elektroniksounds, wie sie im Mittelteil des folgenden „Wild Dance“ zu hören sind. Das ist noch nicht alles, denn der musikalische Rückblick geht mit einer Fülle an Überraschungen (und doch ganz harmonisch) über Monk-, Mingus- Fusion- und Free-Assoziationen in „The Fearless Five“ bis zur tänzerischen Latinnummer „Quizás, Quizás, Quizás“ weiter. Und Rava? Der bläst sein Flügelhorn in allen sechs Stücken wie gewohnt, also virtuos, temporeich und eine Fülle von Klangnuancen zwischen lyrischem Träumen, dezentem Gleiten und harten Stoßen ausnützend.

Werner Stiefele, 06.11.2021


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