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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Matthias Weckmann, Franz Tunder, Johann Jacob Froberger, Heinrich Scheidemann, Christian Ritter

„Stylus Luxurians“ (Deutsche Cembalomusik)

Yoann Moulin

Ricercar/Note 1 RIC433
(56 Min., 5/2020)

Am Ende dieses faszinierenden Porträts jener deutschen Cembalomusikblüte, wie sie im 17. Jahrhundert nach allen Regeln der Fugen-, Toccaten- und Ricercar-Kunst gehegt und gepflegt wurde, steht doch tatsächlich eine „Sonatine“. Komponiert hat sie Christian Ritter, seines Zeichens gefragter Cembalist in Dresden, Stockholm und Hamburg. Zudem muss er einen gewissen Hang zur Untertreibung besessen haben. Denn was er da als „Sonatine“ ausgegeben hat, ist nichts für Klavierschüler und selbst fleißigste Amateure auf dem Cembalo. In rund vier Minuten muss man bei aller irrwitzigen Geläufigkeit nämlich auch alle intellektuellen Kräfte aufbieten, um dieser komplex ineinander verschachtelten und immer wieder mit harmonisch gewagten Spreizungen und Stauchungen infizierten Anti-„Sonatine“ gerecht zu werden. Und wie man es schafft, selbst diese Kurzstrecke in ein Staunen machendes Hörabenteuer zu verwandeln, zeigt der französische Cembalist Yoann Moulin. Mit diesem Ritter-Stück krönt er denn auch seine musikalische Reise in jene Epoche, als sich in Deutschland zahlreiche wagemutige Cembalisten tummelten und dabei die musikalischen Innovationen aus Italien und Frankreich spektakulär weiterdachten. Zu ihnen gehörte der Thüringer Matthias Weckmann genauso wie natürlich Johann Jacob Froberger, der noch bei Frescobaldi in Rom studiert hat. Auch Franz Tunder sowie Heinrich Scheidemann zählten gleichermaßen zu den Meistern jenes „Stylus Luxurians“, bei dem vor allem die Brennweite und Tiefenschärfe von Dissonanzen gefragt war. Von ihnen allen hat Moulin exemplarische Werke ausgewählt und auf einem klanglich teuflisch guten, lungenstarken Ruckers-Nachbau eingespielt. So muss Musikgeschichte klingen.

Guido Fischer, 20.11.2021


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