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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Georg Friedrich Händel, Domenico Scarlatti

„Händel, Scarlatti“ (Cembalowerke)

Pierre Hantaï

Mirare/harmonia mundi MIR 560
(69 Min., 1/2020)

Man höre und staune: Die hohe Kunst des Cembalospiels entfaltet sich hier auf faszinierend vollkommene Weise. Akkorde zu brechen gehört am Cembalo zu den wichtigsten über das im Notentext Vorgeschriebene hinausgehenden interpretatorischen Maßnahmen. Akkorde brechen, aber nicht nur aufwärts, sondern auch abwärts sowie unter Hinzuziehung anderer Finessen wie variable Brechungsgeschwindigkeit oder interne Modifikation der Ton-Abfolge – auch das ist üblich, gehört aber in der stupenden Flexibilität, die Pierre Hantaï an den Tag legt, definitiv in den Bereich der höheren Weihen. Eng verwandt mit der Akkordbrechungskunst ist freilich die Verzierungskunst, das Anbringen zahlloser kleiner Ornamente, die den vergleichsweise nüchtern daherkommenden Notentext erst zu dem machen, was sich die Komponisten vielleicht vorgestellt haben mögen – Gewissheit haben wir darüber ja nicht. Ganz gewiss ist allerdings, dass Pierre Hantaї diese „musica ficta“-Ebene so organisch und elegant bewältigt, dass sie ein Höchstmaß an rhetorischer Dichte erreicht und zu einer eigenen sprachlichen Ebene innerhalb der musikalischen Sprache der Werke von Domenico Scarlatti und Georg Friedrich Händel wird, die er auf diesem Album vorstellt. Bester Beweis ist seine eigene Bearbeitung der Ouvertüre von „Il pastor fido“, die am Anfang des Programms steht: Hantaї vereinnahmt die musikalische Substanz dieses Orchesterstücks so selbstverständlich für das Cembalo, als sei sie für dieses Instrument komponiert. Und von hier aus geht es weiter durch zwei Suiten von Händel und sieben Sonaten von Scarlatti, stets höchst musikantisch und gleichzeitig überaus kunstvoll, so dass es eine einzige Freude ist – eine Demonstration, was Musik als solche überhaupt sein kann und sein sollte.

Michael Wersin, 11.12.2021


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