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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Obwohl Renée Fleming gern „Il Pirata“ gesungen hat, gewährte ihr die Decca keine Studio-Aufnahme. So musste die sowieso nur selten und dann meist als Primadonnen-Koloraturwahnsinnsfilethappen aufgenommene Oper, Vincenzo Bellinis internationales Durchbruchsstück an der Mailänder Scala 1827, warten, bis sie jetzt endlich eine Studioeinspielung erfahren hat, die ungekürzt alle Wiederholungen enthält, dazu die Originalkadenzen und Variationen, die von den berühmten Uraufführungssängern geschrieben wurden, sowie das selten aufgeführte Finaletto. Und die zudem einen berühmten Tenor für diesen schwierigsten aller romantischen Singhelden in den Mittelpunkt stellt; so wie es ja schon der Operntitel vermuten lässt. Dabei hat, ähnlich wie einst Edita Gruberová, die von der Plattenindustrie sich vernachlässigt fühlende Sopranistin Marina Rebeka hier die Operndinge selbst in die Hand genommen und die Aufnahme bei ihrem eigenen, neuen Label Prima Classic herausgebracht. Mit Javier Camarena steht auch – sanft verschleiert im Timbre, pointiert in der Attacke, fluide in der Technik und extrem höhensicher – ein idealer Interpret für den heißblütigen Seeräuber Gualtiero bereit. Seine sanftmütige, schließlich umnachtete und den Prototyp wahnsinnig gewordener romantischer Opernheldinnen prägende Geliebte Imogene wird von der hörbar reifen, aber eben auch trickreich vokalerfahrenen Rebeka mit Aplomb gesungen. Die Lettin macht mit nuancenreichem Können sowie klug gezeichneten Verzierungen wett, was ihr inzwischen an Jugendglanz und Spitzentonfrische fehlt. Franco Vassallo gibt routiniert-ansprechend mit hellherbem Timbre den Bösewicht und Ehemann Ernesto. Mit dem metiersicheren Orchestra e Coro del Teatro Massimo Bellini unter der umsichtigen, die minimalistischen Bellini-Orchestrierung klug auskostenden Leitung von Fabrizio Maria Carminati ist das ein toll klingendes Fest der Cavatinen und Cabaletten geworden.

Matthias Siehler, 29.01.2022


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