Accent/Note 1 ACC24381
(67 Min., 7/2021)
Konzertant vertonte Vesperpsalmen, ein Magnifikat, eine marianische Antiphon und eine Litanei aus der Feder von Johann David Heinichen. Eigentlich war Heinichen Protestant, aber am Dresdner Hof partizipierte er auch ausführlich an der katholischen Kirchenmusik. Aus einem überlieferten Fundus von 30 Psalmen, acht Magnifikats und weiterer Musik für das prächtig ausgestaltete Stundengebet hat Jarosław Thiel eine Vesper für den heiligen Franz Xaver zusammengestellt, der am Dresdner Hof an seinem Gedenktag, dem 3. Dezember, liturgisch gefeiert wurde. Das mit acht Profis recht klein besetzte Vokalensemble Polyharmonique produziert einen sehr schlanken, geschmeidigen Chorklang und stellt aus seinen Reihen auch die Solistinnen und Solisten. Das historisierend musizierende Wrocław Baroque Orchestra ist in den Streicherstimmen stärker besetzt (vier erste, vier zweite Violinen, drei Bratschen, zwei Celli), musiziert aber höchst dezent und transparent. In den Tuttipassagen ergibt sich ein ausgewogenes Klangbild, innerhalb dessen der Chor als Textlieferant genügend präsent ist, aber niemals dominiert, sondern sich mit Streichern und Holzbläsern zu einem edlen Gesamtklang mischt. Aus dem Chorklang lösen sich immer wieder die durchweg angenehm timbrierten, zumeist souverän gestaltenden Soli. Alles in allem ein inspirierender Einblick in die Dresdner Kirchenmusikpraxis, wobei freilich wie stets die Frauenstimmen im Diskant nicht dem historischen Klangbild entsprechen. Aber wer wollte, gerade auch angesichts des heutigen Mangels an bis ins sechzehnte, siebzehnte Lebensjahr gereiften Teenager-Sopranstimmen, auf die geschniegelt perfekt agierenden Frauenstimmen im Diskant verzichten?
Michael Wersin, 26.02.2022
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