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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Franz Schubert

Sinfonie h-Moll D 759 („Unvollendete“), Sinfonie C-Dur D 944 („Große C-Dur“)

Le Concert des Nations, Jordi Savall

Alia Vox/hm-Bertus AVSA9950
(86 Min., 9/2021) 2 CDs, SACD

Seine Gesamtaufnahme der Sinfonien Ludwig van Beethovens im Jahr 2020 sorgte für Furore und zählte zu den ganz wenigen Highlights des Beethoven-Jahrs. Jetzt hat Spaniens Originalklang-Ikone Jordi Savall mit seinem 55-köpfigen Orchester Le Concert des Nations die beiden letzten Sinfonien Franz Schuberts einer ähnlichen Radikalkur unterzogen: Und obwohl beide Werke selbst im historisch orientierten Lager bestens diskografiert sind, staunt man über Savalls Detailpräzision und seine Radikalität in der minutiösen Umsetzung des Notentextes. Seine Rigorosität in der Umsetzung der ständigen dynamischen Kontraste und der ganz speziellen Klangregie Schuberts aber setzt in der „Unvollendeten“ ein Bedrohungspotenzial frei, wie man es in einer solchen Intensität wohl noch nicht gehört hat. Es geht hier im Kopfsatz nicht um düstere Vorahnungen einer kränklichen Seele, sondern um unerwartete Schicksalsschläge, existenzielle Bedrohung und ein wahrlich gespenstisches Szenario, dem das erlebende Subjekt hilflos ausgeliefert ist: So drastisch, so tragisch, so dunkel klang diese Sinfonie noch nie, aber genau diese unerbittliche Rigorosität Savalls enthüllt ihre tiefen humanen Kräfte. So wird endlich auch klar, dass der nachträglich angedichtete Makel des „Unvollendeten“ hier verfehlt ist, denn diese einzigartigen beiden Sätze bilden ein in sich geschlossenen autarkes Kunstwerk.
Auch in der „himmlisch langen“ C-Dur-Sinfonie aus dem Jahr 1825 entladen sich bei Savall gewaltige Kräftefelder einer neuen, unendlich ausströmenden sinfonischen Sprache, die weit in die Zukunft weisen: So scheint das Tor, das Schubert hier zur Romantik aufstößt, noch viel größer und mächtiger als wir bisher dachten, und er erscheint hier fast schon wie ein Mittler zwischen Beethoven und Berlioz. Das audiophile, hochauflösende Klangbild bekräftigt diesen Eindruck.

Attila Csampai, 15.10.2022


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