Quasi zu einem unbedarften Hören und Kennenlernen von nicht allzu oft gespielten Werken will wohl das neue Album der französischen Fagottistin Sophie Dervaux einladen. Denn statt informativer Bleiwüste bietet das Booklet durchweg eine schmucke Fotostrecke der Solistin, auf der hier und da nur im Telegrammstil die allerwichtigsten Infos über die beiden Komponisten fallen gelassen werden. „Johann Michael [Haydn] ist Josephs kleiner Bruder.“ Und Johann Christian Bach war ein „Sohn von Johann Sebastian“. Das muss neben den Namen der Mitwirkenden und genauen Werktiteln als Wissenspaket ausreichen. Schließlich soll eben ausschließlich Sophie Dervaux’ durchweg kultiviertes und einfühlsames, von einem runden und warmen Ton geadeltes Spiel das Interesse und die Neugier auf die hier aufgenommen Stücke lenken. Zu Beginn und Ende steht jeweils ein Fagottkonzert von Johann Christian Bach in G-Dur bzw. Es-Dur, die mit ihrer Mischung aus galantem Stil, Melodienseligkeit und beschwingtem Flair glänzend unterhalten. Sie rahmen die Sinfonie Nr. 14 von Johann Michael Haydn, die ihren Platz auf dieser Einspeilung dem langsamen Satz verdankt. Den hat Haydn nämlich als ein „Concertino per il fagotto“ angelegt, bei dem Dervaux nun zusammen mit dem auch von ihr geleiteten Münchner Kammerorchester sanft und milde ins elysisch Lyrische entschwebt. Ziemlich seligmachend ist das komponiert – und gespielt.

Guido Fischer, 29.10.2022

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