home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Responsive image mb-5
Johann Sebastian Bach

„Goldberg-Variationen“ BWV 988

Tianqi Du

Naïve-Indigo/375 Media 05235922
(88 Min., 12/2018) 2 CDs

Für seriöse Pianisten bleiben Johann Sebastian Bachs „Goldberg-Variationen“ eine ultimative Herausforderung, zumal sie auch gegen zwei unerschütterliche Referenzen antreten müssen, gegen beide Einspielungen des kanadischen Bach-Rebellen Glenn Gould von 1955 und 1981. Doch gab es zuletzt einige hochinteressante neue Deutungen, die die unglaubliche innere Substanz und das tiefe Mysterium dieser 30 Sternbilder neu auszuleuchten versuchten, so etwa von Klára Würtz, Jean Muller, Stepan Simonian oder Angela Hewitt.
Jetzt hat sogar ein junger Chinese sich an diesen bedeutendsten Variationenzyklus des Barocks herangewagt und eine eigenwillige und überzeugende Lösung gefunden. Die Aufnahmen entstanden bereits 2018, da war Du erst 26 Jahre alt. Umso erstaunlicher sind seine ausgehörten, nicht zu schnellen Tempi und sein gestalthaft durchgeformtes Spiel, das jeden Ton, jedes Motiv, jede Linie körperhaft ausformt und als zutiefst menschliche Äußerung erkennen lässt: Dieser plastische Fokus, diese Farbenpracht und ernste Theatralik seiner Lesart verdanken sich auch dem exzellenten, perfekt eingestellten Steinway (mit der Nr. 334363), der vermutlich schon in den späten 1950ern entstand, als die D-Flügel wärmer, weicher und schöner klangen. Und dieser „erfüllte“ Ton ist es, der seinem charismatischen Spiel neben aller Klarheit und Prägnanz diese menschliche Anmutung verleiht. So erleben wir hier eine enorme polyphone Intensität und Präsenz mit klar voneinander abgesetzten atmenden „Stimmen“, die jeder einzelnen Variation ein ganz eigenes, leuchtendes Profil verleihen. Und alle 30 Variationen fügen sich dann zu einem einzigartigen Panorama des bewegten Sternenhimmels und verströmen zugleich eine mysteriöse Spiritualität, die beim späten Bach an die Grenzen der Tonalität vorstößt. Damit gelingt Du der so schwierige Spagat zwischen konstruktiver Logik und Metaphysik, zwischen Erkenntnis und Geheimnnis: Ein starkes Statement für einen Debütanten.

Attila Csampai, 12.11.2022


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top