Eine Geige zittert bedeutungsschwanger klangvoll, ein etwas klirriges Klavier streut diffus tönende Akkorde dazwischen: Da ist er schon wieder, der für das Label so typische Sound, Manfred Eichers (kritisch betrachtet freilich durchaus gelittene) Version der sonst gern verteufelten „New Classics“, oft skandinavischer Prägung, wie sie gerade überall anzutreffen ist. Diesmal sind es die – einmal mehr sich als Hommage an Andrei Tarkowski verstehende – „Stalker Suite“ und die viersätzigen Notturni des estnischen Komponisten Tõnu Kõrvits, die auf dem neusten Album des Duo Gazzana genau diesen ein wenig breiig austauschbaren Einheitsteppich auslegen. Die Gazzanas sollen, ebenfalls ein Must für die New Series, „immer wieder den Spagat zwischen originellen zeitgenössischen Werken und traditionellem klassischen Repertoire“ schaffen.
Das Familien-Duo tut es auf dem vorliegenden Album mit Robert Schumanns Sonate op. 105 und Edvard Griegs Sonate op. 45. Solches gerät den beiden höchst solide, aber auch nicht wirklich interpretatorisch originell oder gar künstlerisch meisterhaft. Mit viel Pedalnebel und flüssig sich verflüchtigenden Emotioni in der Geigerinnenhand wirken die Romantiker einigermaßen parfümiert, bisweilen fährt deshalb ein ruppigerer Bogenstrich dazwischen. Im deutschen Konzertbetrieb ist das Duo kaum anzutreffen, obwohl sie seit 2011 beim Münchner Label anzutreffen sind. Zusammen mit dem üblich generisch raunenden Paul-Griffiths-Booklet-Text handelt es sich um ein Album für Fans der beiden und Liebhaber der längst zur Marke gewordenen Münchner Musikmix-Wechselbäder. Von den luftig-unbedeutenden Tõnu Kõrvits-Werklein abgesehen gibt es weit zwingendere Einspielungen der zwei Repertoireklassiker (selbst für die hier verwendete, rauere Erstabschrift Griegs) – und vielschichtigere Kombinationen.

Matthias Siehler, 26.11.2022

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