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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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„Trios – Sacred Thread“

Charles Lloyd

Blue Note/Universal 4526687
(39 Min., 9/2020)

Wie vital und voller Ideen der Saxofonist Charles Lloyd auch noch jenseits der 80 ist, konnte man dem Dokumentarfilm entnehmen, den seine Ehefrau Dorothy Darr im Auftrag des Berliner Pierre-Boulez-Saals während des Corona-Lockdowns drehte. „Ich spüre eine Leere“, beschreibt der Weise aus den Hügeln von Santa Barbara da den eigentümlichen Seelenzustand während der Abschottung von der Welt, „aber sie ist gleichzeitig immer erfüllt von Sphärenmusik.“
Wie diese klingt, kann man nun auf dem Abschluss von Lloyds Trio-Triologie erahnen, die mit den Einspielungen „Chapel“ (an der Seite von Bill Frisell und Thomas Morgan) und „Ocean“ (mit Anthony Wilson und Gerald Clayton) begann. Mit „Sacred Thread“, das bei einem Streaming-Konzert im September 2020 aufgenommen wurde, entfernt sich Lloyd am weitesten aus den Jazz-Gefilden und nähert sich der fernöstlichen Spiritualität an, die den Saxofonisten schon immer faszinierte.
Was mit der stillen Ballade „Desolation Sound“ beginnt, in der Lloyd seine charakteristischen Klagelaute auf dem Tenor anstimmt, verwandelt sich dank des indischen Tabla-Virtuosen und Sängers Zakir Hussain im Laufe der Aufnahme in eine vielschichtig vibrierende Versenkungsübung. Lloyd hört viel zu, greift zuweilen zu Flöte oder dem sopranhaften Holzblatt-Exoten Tárogató, spielt folksongartige Melodien und spricht auf seinen Instrumenten oft zu Gott.
Gitarrist Julian Lage fungiert in diesem Kontext als der titelgebende Faden, der das Erhabene und das Erdige zusammenhält. Lage spinnt die nordindischen Melodiegefüge Hussains aufmerksam weiter und verleugnet gleichzeitig nie seine amerikanische Herkunft aus dem Geiste des Blues, des Country und der Jazzmoderne. Lloyd hatte in seiner langen Karriere schon mit vielen unterschiedlichen Gitarristen zu tun – darunter neben Frisell u. a. B.B. King, Gábor Szabó oder Byrds-Frontmann Roger McGuinn – Lage ist sicherlich nicht der uninteressanteste.

Josef Engels, 03.12.2022


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