Nach erfreulichen Alben-Begegnung mit der mythischen „Amazone“ in Gestalt franco-italienischer Barockarien legt die gefeierte, dabei noch sehr junge französische Mezzosopranistin Lea Desandre ein Folge-Album vor – erneut gemeinsam mit ihrem Partner, dem sensitiven Lautenisten Thomas Dunford und seinem spielfreudigen Ensemble Jupiter. Der Titel „Eternal Heaven“ hört sich etwas esoterisch an, und auch die Optik, Desandre, Dunford und der englische Countertenor Iestyn Davies stehen ganz in Weiß gekleidet vor einer Berglandschaft, sieht etwas nach Sektenwerbung aus. Doch keine Angst, hier soll niemand bekehrt, nur akustisch erfreut werden.
Mit einem Pasticcio aus Georg Friedrich Händels englischen Oratorien und Semioperas wie „Esther“, „Susanna“, „Semele“, „Theodora“ oder „Hercules“ möchten die drei eine intime Liebesgeschichte erzählen, mit nachdenklichen, aber meist erfreulichen, oft ins philosophisch Ungefähre abhebenden Momenten. Dafür wurden die Arien und Duette instrumental bearbeitet, bedächtig-sinnliche Tempi herrschen vor. „Eine barocke West Side Story“ nennt Thomas Dunford scherzhaft sein Konzept. Dafür ist es dann doch zu wenig kontrastreich lebensprall, zu spirituell verblasen.
Macht aber nichts, dem dünnen Gerüst geben die Desandre mit ihrem gar nicht so verhalten glühenden Temperament und ihrem wandlungsfähigen Mezzo sowie – als schöner Kontrast – Iestyn Davies’ klarer Knabencounter genügend Vokalfleisch, um auch mit diesem, ein wenig auf Schonkost gesetzten Händel hörglücklich zu werden. Freilich gilt hier alternativlos: Man muss das Konzept mögen, sonst erscheint einem dieser zurechtgezurrte Händel etwas zu verschlankt und kleingetrimmt.

Matthias Siehler, 10.12.2022

---

Diese CD können Sie kaufen bei:

---

---

---

Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.

---