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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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„Cully 2022“ (Swiss Radio Days Jazz Series Vol. 47)

Richard Galliano, New York Tango Trio

TCB/Bertus TCB2472
(55 Min., 4/2022)

Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Platte in der falschen Kategorie zu platzieren. Aber was das Cully Jazz Festival konnte, als es am 6. April 2022 den Akkordeonvirtuosen Richard Galliano mit seinem New York Tango Trio auf die Bühne brachte, geht vielleicht – neben der großartigen Musik – als Vorwand durch, den Mitschnitt in einer Jazzkolumne zu präsentieren. Also: Kein Jazz, aber schöne Musik von einem, den man ohne zu übertreiben den legitimen musikalischen Erben von Astor Piazzolla nennen darf. Unter anderem haben Galliano, der Gitarrist und Cellist Sébastien Giniaux und der Kontrabassist Diego Imbert vom argentinischen Altmeister gelernt, wie man Akzente setzt und aus dem Kontrast von leisen, abflauenden Tönen und expressiven Fortissimo sowie wie ein Glissando gedrängten Einzeltönen aus dem Akkordeon einerseits und scharf rhythmisierten Kaskaden andererseits enorme Spannung schafft.
Mit „Vuelvo al sur“, „Chiquilin de Bachin“ und „Milonga del Ángel“ hat das Trio drei echte Piazzolla-Werke im Repertoire: gefühlsbetont und melancholisch das erste, deutlich introvertierter das zweite und ebenfalls eher bedächtig das dritte. Im Vergleich dazu siedelt das Trio Gallianos Stücke „New York Tango“, „Chat Pître“ näher an manchen sprunghaften Kompositionen Piazzollas an. Mit dem Stakkato der Akkordeontöne und der späteren Verbreiterung des Klangs hat Galliano typische Piazzolla-Elemente in seinen „Tango pour Claude“ übernommen. In den bewegten Gassenhauer „Waltz For Nicky“ streut Giniaux ein Solo im Stil des swingenden Gitarrenjazz, und mit Paul Misrakis „Chiens perdus sans collier“ nähert sich das Trio den französischen Chansons. Dieses französische Flair prägt auch Gallianos zarte Ballade „Il piccolo circo“. Damit vollzieht er genau das nach, was ihm Piazzolla 1980 geraten hatte: Auf seinen französischen Wurzeln aufbauen und das Jazzfeld zu Gunsten einer „New Musette“ zu verlassen. Das Publikum schätzt dies und singt auf dem Festival im Dorf Cully am schweizerischen Nordufer des Genfersees bei Serge Gainsbourgs „La Javanaise“ mit.

Werner Stiefele, 10.12.2022


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