Wie ein Schleier hat sich die Corona-Pandemie über das Land gelegt und das kulturelle Leben dem Zusammenbruch nahegebracht. Konzertabsagen, Abstandsregeln bei Studioaufnahmen, private Selbstbeschränkung der Kontakte: In solch eine Zeit passen keine hektischen, wilden Kompositionen. Dies spiegelt sich im langsamen, weiträumigen und stellenweise auch melancholischen Gestus der Disc „Silent World“, mit der sich der Schlagzeuger Wolfgang Haffner aus der Ruhephase zurückmeldet.
Dem Konzept entsprechend schafft der Elektrobassist Thomas Stieger im Titelstück sowie unter anderem in „The Peace Inside“, „Yoyo“ und „Life Magic“, „Hope“ und „Forever And Ever“ eine in sich ruhende, tiefe Grundierung. Im bereits 2012 aufgezeichneten Titel „Belief“ lässt Sebastian Studnitzky über ein ähnlich getragenes Fundament luftreiche duftige, von Elektronik gespreizte Trompetentöne wehen und entführt damit in eine introvertierte Traumwelt, die Simon Oslender mit zurückhaltenden, fast schon altmodischen Keyboardsounds und Haffner mit leisen Schlägen ergänzt.
Die Kernband ergänzt eine Reihe von Gästen, darunter der Gitarrist Dominic Miller, der in „Faro“ Urlaubsatmosphäre flicht. Till Brönner verleiht „The Peace Inside“ mit dem Flügelhorn Weite, und der Posaunist Nils Landgren würzt „Rise And Fall“ mit verhaltener Eleganz. So schimmert immer wieder die fröhliche Alternative aus der Vergangenheit und Zukunft zur nachdenklichen Atmosphäre auf. In der Mitte von „La Casa“ erinnern unter den Vokalgesang von Alma Naidu gelegte, hämmernde Beats an tanzfreudigere Zeiten. Derartige Stimmungswechsel bekommen der Disc bestens.

Werner Stiefele, 28.01.2023

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