In dem 1918 von Arnold Schönberg in Wien gegründeten „Verein für musikalische Privataufführungen“ stand vor allem zeitgenössische Kammermusik auf den Konzertprogrammen. Etwa von Strawinski und Debussy. Und selbstverständlich auch von den Schönberg-Schülern Alban Berg und Anton Webern. Neben Originalwerken waren zudem immer wieder Bearbeitungen zu hören, mit denen man den klingenden Ikonen der Moderne eine größere Popularität verschaffen wollte. So richtete der Pianist Eduard Steuermann schon mal Schönbergs Kammersinfonie für Klavier solo ein – und Webern einige seiner opulenten Orchesterstücke für Kammerorchester.
Aus diesem Geist der (finanziell hoffentlich einträglichen) Zweitverwertung heraus sind auch die Fassungen von vier Kompositionen entstanden, die das belgische Quintett Het Collectief für sein Album „Transfigurations“ ausgewählt hat. 1932 machte Steuermann aus Schönbergs fiebrig-schimmerndem Streichsextett „Verklärte Nacht“ ein Klaviertrio. Anton Webern entschied sich für seine 1925 uraufgeführte Einrichtung der 1. Kammersinfonie für die Besetzung von Schönbergs „Pierrot Lunaire“ für Flöte, Klarinette, Violine, Cello und Klavier. Für diese Besetzung hat nun Tim Mulleman auf Einladung von Het Collectief auch Alban Bergs Klaviersonate arrangiert. Das Finale dieser Aufnahme bildet schließlich das Adagio aus Bergs Kammerkonzert für nun Violine, Klarinette und Klavier. Alle vier Bearbeitungen sind aber weitaus mehr als nur handwerklich geschickte Versionen. In ihnen ist der Aufbruchscharakter mit all dem chromatisch aufgelösten Kolorit genauso allgegenwärtig wie das romantische, von Wagnerismen durchzogene Fin de siècle-Pathos. Unter dem Strich spielt das Het Collectief also diese Werke so, als würde es sich hierbei um das Original handeln.

Guido Fischer, 04.02.2023

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