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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Sie hat wohl die lyrische Intensität Francesca Cuzzonis und die virtuos satte Mezzotechnik der Faustina Bordoni noch übertroffen. So wurde die Bergamaskerin Anna Maria Strada del Pò, genannt „La Stradina“ (1703-75), nach dem Abgang der Erstgenannten zwischen 1729 und 1738 zur zentralen Sopranistin für Georg Friedrich Händel in seiner mittleren und später Londoner Opernzeit sowie in den ersten Oratorien. Partien wie die Ginevra in „Ariodante“ und die Titelrolle in „Alcina“ verweisen auf eine versiert-tiefsinnige Interpretin mit einer exzeptionellen Höhe. Doch zuvor war diese offenbar auch so fleißige wie zuverlässige Künstlerin bereits eine Muse für Antonio Vivaldi, glänzte vor und nach London vor allem in Neapel in den so spezifisch-kunstvollen Werken lokaler Komponisten wie Nicola Porpora, Leonardo Vinci, Domenico Sarro und Leonardo Leo. Dort heiratete sie auch den Impresario Aurelio del Pò.
Eine Schönheit scheint sie freilich nicht gewesen zu sein, in London nannte man sie nur „das Schwein“. Bei einem ihrer letzten Auftritte 1740 in Porporas „Zenobia“ sang sie, die Stimme war tiefer geworden, erstmals eine Männerrolle. Auf ihrem klug zusammengestellten Porträt-Album „Amate stelle” schlüpft nun die aufstrebende Schweizer Sopranistin Marie Lys in das ihr durchaus passende Vokalkostüm der Anna Maria Strada del Pò. Zusammen mit dem flexibel-unterhaltsam aufspielenden Abchordis Ensemble unter dem verlässlichen Andrea Buccarella hat sie zudem einige Ersteinspielungen vorzuweisen. Mit universeller Sinnhaftigkeit für die Finessen der neapolitanischen Schule wie Händels genau vokalcharakterisierte Heldinnen lässt Marie Lys mit heller, ebenmäßig durchgebildeter Stimme und schönen Spitzen aufhorchen.

Matthias Siehler, 18.02.2023


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