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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Your Mother Should Know (Brad Mehldau Plays The Beatles)

Brad Mehldau

Nonesuch/Warner 7559790740
(49 Min., 9/2020)

Bei keinem anderen Pianisten seines Grades wäre man weniger überrascht von einem Beatles-Coveralbum – schließlich stammt von Brad Mehldau mit „Blackbird“ eine der schönsten Jazz-Bearbeitungen, die einem Song der Liverpooler jemals widerfahren ist. Dennoch ist der Mitschnitt der zwei Beatles-Liederabende, die Mehldau im September 2020 in der Philharmonie de Paris gab, rundum erstaunlich.
Wie auf seiner Solo-Begegnung mit Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ aus dem Jahr 2018 schöpft der Pianist aus allen erdenklichen Quellen der Klaviergeschichte von Franz Schubert über Art Tatum bis hin zu Keith Jarrett. Er erfindet neu, wo es ihm nötig erscheint, lässt sich zu gewagten harmonischen Exkursionen hinreißen, wenn es ihm die spontane Eingebung befiehlt. Und bleibt dennoch stets dem Geist der Originale und, was vielleicht noch wichtiger ist, seiner Begeisterung beim ersten unvoreingenommenen Hören als Kind verpflichtet.
Und so entpuppen sich „Your Mother Should Know“ und „I Saw Her Standing There“ nach dem bluesig-romantischen Einstieg „I Am The Walrus“ als Ausdruck purer juveniler Lebensfreude, wo der 52-Jährige dem Stride- und Boogie-Woogie-Affen ordentlich Zucker gibt.
Indem Mehldau in seinem Programm bewusst auf die ganz großen Beatles-Gassenhauer verzichtet, die schon so manchen Jazz-Interpreten in die Easy-Listening-Hölle brachten, verschafft er sich und dem Publikum Freiräume. So kann der Pianist mit „Baby’s In Black“ und „She Said, She Said“ als moderne Jazz-Walzer unangestrengt den von ihm in den Liner Notes beschriebenen Beatles-Swing demonstrieren, während er mit „Maxwell’s Silver Hammer“ ein Paradebeispiel des schrägen Humors der Liverpooler liefert (und dazu kräftig mit eigenmächtig eingestreuten Zitaten des Songs „Brown Girl In The Ring“ beiträgt). Und dann wäre da noch seine ungemein zarte Version von „Here, There and Everywhere“, die man behutsam und tränennass in den Arm nehmen möchte wie ein zitterndes Tierbaby.
Mit der Zugabe „Life On Mars?“ verlässt Mehldau schließlich das Beatles-Universum und begibt sich in das Reich des ausgewiesenen Jazzliebhabers David Bowie. Die nächste programmatische Herausforderung für den Lennon/McCartney des Jazzklaviers?

Josef Engels, 25.02.2023


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