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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Wille

Vincent Meissner Trio

ACT/Edel 0614427968326
(55 Min., 8/2022)

Die enigmatische Versponnenheit eines Michael Wollny. Der Sinn für popnahe Melodien eines Esbjörn Svensson. Das Schöpfen aus den Quellen des sächsischen Landsmanns Bach eines Joachim Kühn. Wenn man so will, ist der im Jahr 2000 geborene Dresdner Vincent Meissner so etwas wie der menschgewordene Remix der prägendsten Pianisten des ACT-Labels.
Wobei er auf seinem zweiten Trio-Album an der Seite der jungen Kollegen Josef Zeimetz am Bass und Henri Reichmann an den Drums auch deutlich seine eigene Handschrift erkennen lässt. Meissner liebt verschachtelte, ruckartige Kompositionen mit krummen Takten, die gleichzeitig minutiös durchgeplant und leichtsinnig verspielt wirken. Elemente, die auf dem Erstling „Bewegtes Feld“ noch wie vorsichtig keimende Pflänzchen klangen, kommen jetzt zur kräftigen Blüte. So hat man etwa schon lange kein deutsches Piano-Trio mehr derart kraftvoll und gnadenlos swingen hören wie Meissner, Zeimetz und Reichmann in ihrer verwegenen Lesart des Whitney-Houston-Hits „I Wanna Dance With Somebody“ (möglicherweise zeigt sich hier auch der Einfluss von Meissners aktuellem Hochschullehrer Frank Chastenier).
In der Auswahl seiner Cover-Versionen beweist das Trio ohnehin eine gewisse Originalität – da steht dann neben einem Beatles-Song „In My Life“ und dem durch seine gepfiffene Melodie berühmt gewordenen Gassenhauer „Young Folks“ aus dem Jahr 2006 eine nicht ganz so bekannte Jazz-Pop-Perle der Gegenwart auf dem Programm: Louis Coles „Things“, das der Dreierbund dem Text des Originals entsprechend einem unerwarteten Ausgang zuführt – mit vielen hinzugefügten Basslinien und neuen dramaturgischen Wendungen.
Kurz: Wer auf derartig konzentrierte wie lockere Weise seine musikalische Willenskraft zu offenbaren vermag wie Vincent Meissner und sein Trio, dem gehört die Zukunft.

Josef Engels, 01.04.2023


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