home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Responsive image mb-5
Wolfgang Amadeus Mozart

Anime immortali

Franco Fagioli, Kammerorchester Basel, Daniel Bard

Pentatone/Naxos PTC 5187044
(47 Min., 10/2020)

Dass zu denjenigen Stücken, die Wolfgang Amadeus Mozart für Kastraten komponiert hat, auch seine Solo-Motette „Exsultate, jubilate“ gehört, mag für manchen überraschend sein: Ebenso wie die Partie des Cecilio in „Lucio Silla“ wurde auch das „Exsultate“ von Venanzio Rauzzini in Mailand aus der Taufe gehoben. Partien, die Mozart für Kastraten geschrieben hat, sind das Thema des Programms dieses Albums mit Franco Fagioli, der sich selbst stimmlagen-technisch als Mezzosopran sieht. Auch „Lungi le cure ingrate“ aus dem Oratorium „Davidde penitente“ – eine Arie, die viele vielleicht besser in Gestalt ihrer Parodievorlage „Laudamus te“ aus der c-Moll-Messe kennen – ist Teil der Sammlung, ebenso wie etwa „Parto, parto“ aus „La clemenza di Tito“.
Ein ungewöhnlicher Gang durch Mozarts weltliches und geistliches Repertoire, aber wegen seines Kastraten-Hintergrunds durchaus lehrreich und erhellend. Franco Fagioli gehörte noch nie zu den besonders Vibrato-armen Countertenören, aber es scheint, dass sich seine entsprechende Anlage im Laufe seiner gut zwei Jahrzehnte währenden internationalen Karriere markant verstärkt hat: Was wir auf diesem Album (das schon im Herbst 2020 aufgenommen wurde!) vor allem im dramatischen Ausdrucksbereich sowie in Koloratur-Passagen hören, übersteigt aus Sicht des Autors immer wieder das verträgliche Maß: Im finalen „Alleluja“ des erwähnten „Exsultate“ etwa schlackern die Sechzehntel-Kaskaden wie auch die Triller auf unangenehm verfärbtem A-Vokal stark aspiriert auf geradezu groteske Weise durch die Gegend, und auch dazwischenliegende lange Töne wollen nicht zur Ruhe gelangen. Nicht anders klingen die markant gezackten Passagen in „Va’ pure ad altri in braccio“ aus „La finta giardiniera“ zwischen gewagten Abstürzen ins Brustregister und fast hysterisch herausgestoßenen hohen Noten. Bei aller erstaunlichen Virtuosität und Beweglichkeit kann man sich beim besten Willen nicht des Eindrucks erwehren, dass diese Stimme nicht mehr ganz unter Kontrolle ist.

Michael Wersin, 29.04.2023


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top