Rechtzeitig zu den Feierlichkeiten für König Charles III. haben der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin unter Leitung von Justin Doyle ein Album mit barocken englischen Krönungsmusiken veröffentlicht. Herzstück sind die „Coronation Anthems“, die Georg Friedrich Händel für den Krönungsgottesdienst von König George II. anno 1727 komponierte. Mit mächtiger Strahlkraft setzt in „Zadok The Priest“ der Chor nach einer feierlichen instrumentalen Einleitung ein. Diese wohl bekannteste Krönungshymne Händels wurde nach der Salbung des neuen Monarchen aufgeführt. Sie gipfelt in einem triumphalen „God save the King! Long live the King! – May the King live forever! Amen! Alleluia!“ – der vorzügliche RIAS Kammerchor kann hier sein Können überzeugend unter Beweis stellen.
Auch die weiteren „Anthems“, „Let Thy Hand Be Strengthened“, „The King Shall Rejoice“ und „My Heart Is Inditing“, deren Teile sich in Bezug auf Stimmung, Metrum und Tonart deutlich voneinander unterscheiden, sind nicht nur für eingefleischte Monarchisten ein Hörgenuss. Tief berührend ist vor allem das hochexpressive „My Heart Is Inditing“, das zur Krönung und Salbung der Königin dargeboten wurde. Von großer Klangschönheit ist auch William Crofts „The Lord Is A Sun and A Shield“, insbesondere die innige vierte Strophe „His salvation is nigh them that fear him“. Auf dem Album sind außerdem Werke enthalten, die nicht zu den Krönungsmusiken zu rechnen sind, etwa John Blows von der Akademie für Alte Musik Berlin spannungsreich interpretierte Chaconne in G-Dur in einer Fassung für zwei Violinen, Viola und Basso Continuo und Händels „An Occasional Oratorio“. Mit Pauken und Trompeten wird gleich in der Ouvertüre eindrücklich Widerstand gegen einen bedrohlichen Angreifer demonstriert – zur Entstehungszeit dieses Oratoriums versuchten die rebellischen Jakobiten letztlich vergeblich, König George II. zu stürzen.

Corina Kolbe, 06.05.2023

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