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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Joseph Haydn

Symphonien D-Dur Nr. 101 („Die Uhr“) und Es-Dur Nr. 103 („Mit dem Paukenwirbel“)

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi

Sony/RCA 19658807412
(53 Min., 12/2019)

Paavo Järvi und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen sind seit Jahren ein verschworenes Team. Als langjähriger künstlerischer Leiter produzierte der heute 60-jährige Este schon zwischen 2004 und 2007 einen Zyklus der Beethoven-Sinfonien, der weltweit Furore machte, und bis heute zu den besten Einspielungen überhaupt zählt. Im Dezember 2019 übertrugen sie dann ihren elektrisierenden Zugriff auch auf zwei späte Haydn-Sinfonien, die jetzt erst mit dreijähriger Verspätung veröffentlicht wurden.
Das hat aber ihre wahrlich überwältigende Wirkung in keiner Weise beeinträchtigt, denn so frisch, so attackierend, so unverschämt flott hat man die Londoner Sinfonien Nr. 101 und Nr. 103 wohl nie gehört: Wie bei Beethoven so lodert auch in diesen 1794 und 1795 komponierten Werken das Feuer der Utopie, denn mit ihrer entfesselten Spielfreude bringen es diese 44 Bremer Stadtmusikanten tatsächlich fertig, deren enormes Zukunftspotential und die ungebremste Experimentierfreude des späten Haydn so frisch und lebendig auflodern zu lassen, dass selbst einige Koryphäen des modernen Historismus dagegen ziemlich blass klingen.
In beiden Werken erscheint hier Haydn als direkter Wegbereiter der nachfolgenden sinfonischen Revolution Beethovens, und so etwa der wunderbare, zwischen Moll und Dur pendelnde Variationensatz in der Sinfonie Nr. 103 als Vorbild für Beethovens Eroica. Es ist der spannendste und intelligenteste Haydn, den ich seit langem gehört habe. Und es sind nicht allein die pulsierenden, stets drängenden Tempi, nicht allein der Farbenreichtum klar konturierter Stimmen, und ebenso nicht nur die dynamische Explosivität einer hochmotivierten Profitruppe – es ist der von Järvi entfesselte Geist eines „Kollektivs von Besessenen“, der diese wilde Truppe von den meisten vergleichbaren Formationen unterschiedet, und Haydn so endlich aus dem Schattendasein eines diskreten Sinfonikers befreit.

Attila Csampai, 20.05.2023


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