BIS/Klassik Center Kassel BISSACD-2588
(61 Min., 10/2021) SACD
Chiaroscuro, das ist natürlich Programm. Das historisch informierte, mit Darmsaiten und Barockbögen spielende Londoner Quartett um die temperamentvolle Sologeigerin Alina Ibragimova wurde 2005 gegründet. Und auf seinem zwölften Album, dem fünften Joseph Haydn gewidmeten (nach je zwei mit dem Opus 20, den „Sonnenquartetten“ und dem Opus 76), liegt es nun mit der ersten Hälfte des Opus 33 stilistisch genau dazwischen.
Die Helldunkel-Kontraste der Renaissance-Malerei, die diesen klingenden Vieren den Namen gegeben haben, sie sind hier vor allem auf Heiteres gestimmt, denn diese „Russischen Quartette“, mit die beliebtesten seines Schaffens, sind vor allem gutgelaunte Unterhaltungsmusik höchster Güte. Schließlich wollten die Uraufführungsgäste, darunter Kaiser Joseph II. und der russische Großfürst Paul, der Sohn Katharinas der Großen, nach dem das Konvolut später benannt wurde, ihren Hörspaß haben. So passt es ja auch, dass man sie zudem als „Gli Scherzi“ oder „Scherzo-Quartette“ kennt, weil Haydn hier erstmals in der viersätzigen Anlage das übliche Menuett durch ein Scherzo ersetzt hat.
Changieren zwischen Frohsinn und Ernst, zwischen strengem Quartettsatz und quasi-sinfonischen Effekten zeichnet deshalb auch im Übermaß dieses beschwingte Album aus. Alles wirkt gesanglich und virtuos, im Zusammenspiel so frei wie möglich, in der Wirkung zündend und eingängig. Das gipfelt im vielleicht schönsten Opus der Nummer 33, dem 3., dem „Vogelquartett“. Vor allem im Finale zwitschert es nicht nur, da führt der gewitzte Haydn einmal mehr seine wissenden Hörer aufs harmonische Glatteis. Und die Chiaroscuros folgen ihm mit Wonne, fein ausbalanciert, äußerst beredt und kommunikationsfreudig.
Manuel Brug, 27.05.2023
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