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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Powerful Vulnerability

Julia Kadel Trio

Musik Produktion Schwarzwald/Edel 0218475MS1
(58 Min., 2022)

Kraftvoll und verletzlich: Dieses Spannungsfeld tragen die Pianistin Julia Kadel, die Kontrabassistin Athina Kontou und der Drummer Devin Gray auf dem Album „Powerful Vulnerability“ mit Improvisationen aus, die an manchen Passagen „free“ und an anderen genau geplant wirken. Dabei hat Julia Kadel, Jahrgang 1986, die Entstehung des Free Jazz zu Beginn der 1960er Jahre nicht erlebt. Das ist unerheblich, denn sie erntet die Früchte dieser Suche nach Neuem souverän und nutzt sie mit dem Trio für eigene Improvisationen, die dichte Klangtrauben und filigrane Tongewebe umfassen. Im Titelstück deckt Kadel einen Teil der Saiten ab, in „Beautiful Introvert“ schweben die Klaviertöne über dem wesentlich impulsiveren Schlagzeug, und den Mittelteil des dreisätzigen „Distant Liebe“ prägt ihr zurückhaltender Sprechgesang. Ein zwei Töne umfassendes Motiv ist in ihrem Spiel versteckt. Offenkundig ist es in „Peaceful Shift (Mood Distant Liebe)“, das deutlich an Herbie Hancocks reduziertes Spiel in „Doom 7“ auf Ron Carters Platte „Uptown Conversation“ erinnert – Zufall oder eine Referenz an diesen Pianisten und an die Traditionslinie der zarten, melodischen Spielart des Free Jazz? Denn selbst wenn Kadel dem Flügel mächtige Tonkaskaden entlockt, bleibt das Gefühl einer inneren, tiefen Harmonie. So verdichtet sich in „Emphathy Piece No. 1“ brüchiges Tasten zum Gewölle, aus dem sich – fast wie eine Überleitung – eine leise Schlusspassage löst. Erst im Hidden Track „Outbreak“ bricht – folglich passt der Titel – geballte, vehement in die Tasten und auf den Drumset geschlagene und aus dem Kontrabass hervorgeholte Energie aus dem Trio. Doch es bleibt nicht beim Powerplay, denn es mündet in einem zurückhaltenden, fast entschuldigend vorsichtigen Finale. Darin vereinen sich wieder die Begriffe kraftvoll und verletzlich.

Werner Stiefele, 03.06.2023


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