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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Franz Schubert, Robert Schumann, Anton Webern, Olivier Messiaen

On The Shoulders Of Giants

Claudio Bohórquez, Christoph Eschenbach

Berlin Classics/Edel 0302947BC
(47 Min., 5/2021)

Große Teile des Programms dieses Albums sind im Original gar nicht für Violoncello komponiert. Aber Claudio Bohórquez erfasst die Stücke so überzeugend mit seinem gestalterischen Können, das man diese Adaption keine Sekunde lang hinterfragt. Im Falle der Arpeggione-Sonate von Franz Schubert bietet sich das Violoncello ohnehin an, denn das nicht mehr gebräuchliche originale Instrument, eine Art Gitarren-Cello, wird ebenfalls zwischen den Beinen gehalten. Allerdings war der Sechssaiter gestimmt wie eine Gitarre – was das für einen Cellisten lagen- und grifftechnisch zur Folge hat, können wir nicht beurteilen. Zu hören sind in dieser Aufnahme allerdings einige wenige Unebenheiten, die immerhin von den Schwierigkeiten des Stückes zeugen. Wie auch immer: Die interpretatorische Intensität und die Schönheit des Timbres, mit der Claudio Bohórquez dauerhaft punktet, machen die kleinen Mängel ohne Weiteres wett.
Von Schubert geht es zu Schumann: Sein Adagio & Allegro op. 70 ist ursprünglich für Horn gedacht gewesen, lässt sich aber auf dem Cello ebenso trefflich darbieten. Original für Klavier und Cello sind indes die beiden Werke aus dem 20. Jahrhundert, die das stilistisch weit ausgreifende Programm durchaus reizvoll abrunden: Anton Weberns frühe „Stücke für Violoncello und Klavier“ aus dem Jahre 1899 lassen den späteren Schönberg-Adepten noch überhaupt nicht erahnen, denn sie sind ungetrübt spätromantisch. Olivier Messiaens „Louange à l’éternité de Jésus“, dem berühmten „quatuor pour la fin du temps“ entnommen, begeistert durch seine lyrische Kantabilität, unterfüttert von jener eindrucksvollen Harmonik, die auf Messiaens selbst entwickelten „Modi mit begrenzter Transponierbarkeit“ basiert. Ein effektvoller Abschluss für ein mitreißendes Programm, das die expressiven Möglichkeiten des Violoncellos auf vielfältige und fesselnde Weise zur Entfaltung bringt. Christoph Eschenbach als ebenso routinierter wie inspirierter Begleiter leistet an der Seite seines Jahrzehnte jüngeren Kammermusikpartners einen erheblichen Beitrag zum Erfolg dieses Aufnahmeprojektes.

Michael Wersin, 10.06.2023


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