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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Carl Philipp Emanuel Bach

Cembalosonaten Wq. 49 Nr. 1-6, „Württembergische“

Keith Jarrett

ECM/Universal 002894858495
(86 Min., 5/1994) 2 CDs

Die „Goldberg-Variationen“, das komplette „Wohltemperierte Klavier“ und neben den „Französischen Suiten“ auch noch die drei Gambensonaten – das ist die Bach-Ausbeute von Keith Jarrett. Nicht schlecht für einen Pianisten, der vor allem mit seinen Improvisationen und Standard-Exkursionen Jazzgeschichte geschrieben hat. Nun mag es von jeher immer leichter gewesen zu sein, sich vom Jazz- in einen Klassikpianisten zu verwandeln (wie der umgekehrte Weg mächtig holpern konnte, zeigt das Beispiel Friedrich Gulda). Aber Jarrett brachte von jeher eben nicht nur eine phänomenale Technik mit. Sein tiefes Verständnis für eine Musik, in der Mehrstimmigkeit und Melodienseligkeit etwas Neues entstehen lassen, bewies er bereits 1973 auf seinem Live-Album „Solo Concerts Bremen/Lausanne“.
Da Jarrett sich nun krankheitsbedingt endgültig vom Klavierspiel verabschiedet hat, ist das Tonarchiv seines Langzeit-Labels ECM gefragt. Und daraus hat man jetzt eine weitere, bislang unveröffentlichte Bach-Einspielung hervorgezaubert. Die 1994 entstandene Aufnahme dreht sich aber nicht erneut um Johann Sebastian, sondern diesmal um den Junior Carl Philipp Emanuel. Und dass sich Jarrett diesem Komponisten und seinen sechs „Württembergischen Sonaten“ Wq. 49 widmet, spricht nicht nur für seinen exzellenten Geschmack. Er spielt diese dreisätzigen Sonaten mit der Gewissheit, dass ohne sie der Musikgeschichte mehr als nur etwas fehlen würde. Mit seinem kostbar natürlichen Anschlag feiert Jarrett die Gedankenvielfalt und den Ausdrucksreichtum dieser Werke, die das Erbe der Barockmusik nicht verfehlen und doch schon die Zukunft im Blick haben. Noble Aria-Kunst wechselt sich so bei Jarrett mit pulsierender Unruhe ab. Das Zarte und Empfindsame findet sich bei ihm genauso wie der auf den Hörer überspringende Freudenfunke, wenn Jarrett selbst im Vertrauten den Überraschungstäter Bach entdeckt. Vielleicht schlummert in den Klangarchiven ja auch noch so manche Aufnahme von Sonaten des CPE Bach-Fans Joseph Haydn. Auch dieser Komponist würde schließlich zu Jarrett passen.

Guido Fischer, 08.07.2023


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