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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Evenings At The Village Gate

John Coltrane, Eric Dolphy

Impulse/Universal 5551418
(80 Min., 8/1961)

Es war einmal ein Mitarbeiter im New Yorker Jazzclub „The Village Gate“. Der besaß ein Mono-Tonbandgerät und wollte – so die Information im Booklet – während eines rund einmonatigen Gastspiels des John Coltrane Quintetts lediglich die Soundanlage testen. Dieses wiederum hatte für einen Teil der Auftritte den Bassklarinettisten, Altsaxofonisten und Flötisten Eric Dolphy als zusätzliches Mitglied in seine Reihen aufgenommen.
Kommerziell verwertbar waren die Tonaufnahmen mit den beiden Giganten des damals innovativen Jazz nicht. Dazu war der Mono-Klang zu flach, undifferenziert und schepprig. Irgendwann wanderten sie ins Archiv der New York Public Library For The Performing Arts, wo sie unlängst entdeckt und digitalisiert wurden. Jetzt, 59 Jahre nach Dolphys und 56 Jahre nach Coltranes Tod, schätzt man sie als wertvolle Raritäten.
Was erzählen die Mitschnitte der fünf Titel? Zuallererst vermitteln sie einen Eindruck von der Energie der gesamten Band – gleichgültig, ob sie an einem Tag aufgenommen wurden, an dem Reggie Workman Bass spielte oder an einem anderen mit Art Davis. Der Schlagzeuger Elvin Jones war schon damals ein Kraftpaket, das mit Wucht und übereinander gelagerten Rhythmen als Motor fungierte. McCoy Tyner flocht ungewöhnliche Klavierakkorde ein, und Coltrane erhob sich bereits zu den emotionalen Höhenflügen, die seine Hoch- und Spätphase auszeichneten. Zu dessen weit gespannten Improvisationsbögen bot Eric Dolphy mit etwas kürzeren, abgehackteren Soli einen exzellenten Kontrast.
Mit „My Favorite Things“, Impressions“, „Greensleeves“ und „Africa“ enthält die Disc vier häufig dokumentierte Klassiker aus Coltranes Repertoire. Das fünfte Stück, „When Lights Are Low“, spielte Coltrane vor allem in der Band von Miles Davis. Spürbar wird, wie tief die Bands in das Material eingedrungen sind und wie bruchlos die Musiker interagieren. Schade, dass die Amateuraufnahmen nicht alle Feinheiten der Intonation und Klangfarben wiedergeben. So sind sie vor allem für Saxofonisten und ausgefuchste Fans von Dolphy und Coltrane wertvolle Archivschätze zur Vervollständigung der eigenen Sammlung.

Werner Stiefele, 15.07.2023


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