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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Iphigenie, Tochter des Agamemnon, ist auch auf der Opernbühne keine Unbekannte. Meist aber samt ihrem späteren Lebensort Tauris, wohin sie die Göttin Diana aus dem Hafen von Aulis entführt. Denn dort sollte die mykenische Prinzessin für das Kriegsglück der gen Troja eilenden Griechen geopfert werden. Mit Aulis haben sich bekanntermaßen vokal nur Gluck und Vicente Martín y Soler beschäftigt. Dazu gesellt sich nun noch Carl Heinrich Graun. Und der sogar zweimal: für die Berliner Hofoper komponierte er 1748 eine italienische und für die Braunschweiger Hagenmarkt-Oper schon 1728 eine deutsche Oper – seine erst dritte, mit 24 Jahren. Die kam später auch an der Hamburger Gänsemarkt-Oper heraus, wo ihr Urlibretto bereits 1699 von Reinhard Keiser in Musik gesetzt worden war.
Jetzt hat das barockwerk hamburg diese „Iphigenia in Aulis“ wiederbelebt und eingespielt. Es ist ein ganz anderer, in die Worte von Georg Caspar Schürmann gekleideter Graun als der pathetisch-barockwallende, italienische, der den eigentlich doch frankofonen Friedrich den Großen musikdramatisch erfreute. Auch deshalb, weil ein zweiter, sonst als „Deidamia“ etwa von Händel bekannter Sagenstoff um Achilles und seine Braut daruntergemixt wurde. So fällt es angesichts der gewitzten Musik kaum auf, dass leider die Rezitative, ein paar Nummern und der Schlussgesang verlorengingen. Die Ouvertüre samt 35 Arien und einem alternativen Finale spielt das kleine Originalklangensemble unter der zupackenden Ira Hochman mit Verve und Farbenkraft. Wie in der deutschen Oper üblich, gibt es eine komische Dienerfigur, die tenorhochschwebende Rolle des Achilles komponierte Graun übrigens für sich selbst. Hier singt sie untadelig Mirko Ludwig; auch die übrigen Sänger, an der Spitze die üppige Hanna Zumsande in der Titelrolle und Santa Karnīte als Deidamia, gefallen sehr.

Manuel Brug, 05.08.2023


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