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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Robert Schumann

Lied Edition Schumann

Peter Schreier, Norman Shetler

Berlin Classics/Edel 0302928BC
(253 Min., 1972-74) 5 CDs

Ein historisches Dokument von hohem Rang, dessen Wiederveröffentlichung mehr als erfreulich ist: Peter Schreiers Schumann-Aufnahmeprojekt wurde zwischen 1972 und 1974 verwirklicht und ist das frühe Ergebnis seiner geglückten Zusammenarbeit mit Norman Shetler, den er Anfang der Siebzigerjahre gezielt mit Blick auf das Schumann-Repertoire angesprochen hatte. Nach einigen gemeinsamen Liederabenden begann das Duo, Schumanns Zyklen op. 48 (Dichterliebe), op. 39 (Eichendorff), op. 24 (Heine) und op. 35 (Kerner) einzuspielen, hinzu kamen dann zahlreiche weitere Lieder aus anderen Opera. Schreier und Shetler harmonieren perfekt miteinander, der Pianist folgt dem Sänger mit höchster Sensibilität in jeder agogischen und dynamischen Nuance. Auch sein Spiel mit den Klangfarben-Möglichkeiten, die der moderne Konzertflügel für die mal schlichten, mal komplexen Schumann’schen Sätze bietet, passt vollkommen zu Schreiers hellem Timbre und zu seiner stets unüberbietbar klaren Diktion.
Schreier, über Jahrzehnte einer der führenden lyrischen Tenöre im deutschen Sprachraum, geht Schumanns Lieder mit der ihm eigenen entwaffnenden Geradlinigkeit an: Die Doppelbödigkeit der romantischen Lyrik, die Schumann (nicht nur im Falle von Heine, sondern besonders auch bei Eichendorff) oft so unnachahmlich zu geheimnisvoller Uneindeutigkeit inspiriert hat, wird von Schreier nicht durch entsprechende Ausdrucksmittel gedoppelt – es ist das seine nicht, dem Hörer etwa im „Waldesgespräch“ (op. 39) auf deklamatorischem Wege Angst einzujagen. Auch im ersten Lied desselben Zyklus spiegeln seine Kantilenen kaum emotionale Spuren jener bleischweren Wehmut wider, die das lyrische Ich bei der späten Rückkehr in mittlerweile fremd gewordene heimatliche Gefilde aus der Kinderzeit befällt. Schreier bevormundet die Hörerschaft niemals, sondern er bietet die Musik auf höchstem stimmlichem Niveau gewissermaßen zur eigenen inneren „Weiterverarbeitung“ an. Man mag diese Interpretationshaltung als bieder oder naiv betrachten, aber man kann sie um ihrer schieren Schönheit und Makellosigkeit willen auch sehr genießen – wissend, dass Schreier in seinem Vortrag weit mehr offen lässt als etwa seine Zeitgenossen Fischer-Dieskau oder Prey auf ihre je eigene Art.

Michael Wersin, 12.08.2023


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