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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Wolfgang Schneiderhan wurde 1915 geboren und gehörte damit zu einer Generation mit Kollegen wie etwa Ruggiero Ricci, Yehudi Menuhin und Sándor Végh. Und wenngleich auch er in den 1950er und 1960er Jahren eine beachtliche Schallplattenkarriere bei der Deutschen Grammophon hinlegen konnte, überstrahlten ihn nicht nur die fast Gleichaltrigen an internationalem Ruhm. Je mehr dann auch deutschsprachige Weltklassegeiger wie Frank Peter Zimmermann, Thomas Zehetmair und natürlich Anne-Sophie Mutter nachrückten, umso mehr verblasste sein Name. Kein Wunder, dass der Tod des hochbetagten Musikers im Jahr 2002 nicht die entsprechende Resonanz und Würdigung fand.
Dabei lohnt es sich allemal, sich erneut dem gebürtigen Wiener zu widmen, der als Virtuosenwunderknabe gestartet war und nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem ausdrucksintensiv körperreichen, sich aber nie ins allzu Feurige, Emotionale und Pathosgesättigte verirrenden Spiel nicht nur die großen Repertoire-Klassiker bewundernswürdig gestaltete – die Konzerte und Violinsonaten etwa von Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn Bartholdy und Brahms. Wie die jetzt ihm zu Ehren veröffentlichte Box mit seinen sämtlichen DG-Aufnahmen in Erinnerung ruft, war Schneiderhan ein musikalisch immens breit aufgestellter Geiger, der quasi jede Epoche zu seiner Domäne machen konnte. Da gibt es die Bach- und Vivaldi-Concerti mit den vom ihm gegründeten Festival Strings Lucerne (Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ sind hier aber ohne die lyrischen Rezitationen von Will Quadflieg zu hören, die noch die Originalaufnahme von 1959 abrundeten). Am anderen Ende der Skala gibt es da etwa aus dem 20. Jahrhundert Violinkonzerte von Strawinski und Henze. Bei nahezu allen Aufnahmen wird Schneiderhan von der ersten Garde begleitet. In Bezug auf das Album mit Zugabenstückchen konnte man dank fleißiger Recherche gar ein Geheimnis aus Aufnahmetagen lüften: Hinter der kryptischen Autorenangabe „D.P. Nash“ des 1952 eingespielten, hübschen „Minuet“ verbirgt sich – die britische Komponistin Dorothea Mackenzie.

Guido Fischer, 19.08.2023


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