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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Unter den Stardirigenten des letzten Jahrhunderts zählte Lorin Maazel (1930-2014) zu den erfahrensten. Er begann mit 9 Jahren und dirigierte dann 75 Jahre lang über 150 Orchester in Europa und in den Staaten. Maazel bekleidete zahlreiche Chefdirigenten-Posten und produzierte mehr als 300 Alben bei sechs renommierten Labels. Die Musiker schätzten seine perfekte Schlagtechnik und sein fotografisches Gedächtnis, das ihm erlaubte, fast alles auswendig zu dirigieren. Er galt als analytischer Intellektueller und trotzdem bezeichnete ihn die New York Times in einem Nachruf als „rätselhaften“ Dirigenten, der die Kritikerzunft spaltete.
So umfasst die jetzt von der DG veröffentlichte Edition ihres kompletten Maazel-Archivs nur einen Teil seines klingenden Nachlasses, nämlich seine frühen Berliner Aufnahmen der Jahre 1957-1965, und seine Rückkehr nach Europa zu Beginn der 1980er Jahre. Dabei zeigen schon die ersten Produktionen des 27- bis 35-jährigen Jungstars mit dem Berliner RSO und den Philharmonikern seinen Hang zu glamouröser Theatralik und messerscharfer Präzision, was fast alle Werke effektvoll „unter Strom“ setzte. Vor allem sein früher Einsatz für die Sinfonien Schuberts und Mozarts verdienen Beachtung, und in den beiden Kurzopern Ravels schuf er bis heute gültige Referenzen.
Auch das spätere Konvolut enthält eine herausragende Einspielung der Verdi-Oper „Luisa Miller“ mit Katia Ricciarelli, Plácido Domingo und Renato Bruson, sowie aussagekräftige Versionen der Sinfonien Rachmaninows mit den Berliner Philharmonikern und der letzten drei Dvořák-Sinfonien mit den Wiener Philharmonikern. Seine besondere Affinität für die Walzer und Polkas der Strauß-Dynastie vermitteln die Mitschnitte der Wiener Neujahrskonzerte 1980-83, die ein ideales Forum schienen für die Ingredienzien seiner Dirigierkunst, dieser einzigartigen Mixtur aus Lässigkeit, Eleganz und Präzision.

Attila Csampai, 23.09.2023


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