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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Johann Sebastian Bach, Franz Liszt, Alban Berg, Ferruccio Busoni

Fantasia (Klavierwerke)

Igor Levit

Sony Classical 19658811642
(103 Min., 2&4/2023) 2 CDs

Igor Levit macht es seinen Fans leicht und schwer. Jeden September gibt es eine neue Doppelscheibe. Die hat ein Thema und ist um einige notenpfundige Schwergewichtler zentriert. Dazu gib es kürzere, ebenfalls gern vertrackte, aber auch loslassende Werke und originell sollen sie auch sein.
Voilà, diesmal ist es wieder ein reines Solo-Album geworden: „Fantasia“. Gewidmet ist es vier für ihn zentralen Komponisten, Bach, Berg, Busoni, Liszt. Die Aufmerksamkeit liegt natürlich auf der h-Moll-Sonate von Liszt, die er in ihrer gar nicht eindeutigen Einsätzigkeit eben fantasiehaft weiträumig auffasst, gewohnt schroff, zupackend, mit exzentrischen, hier natürlich passenden Akzenten. Als Gegenstück antwortet die noch schwerere, gemein-gewitzte, eigentlich jeden Rahmen sprengende Fantasia contrappuntistica Busonis, die er mit funkelndem Besteck zerlegt und ebenso geistvoll wieder zusammensetzt. Da ist er intellektuell gefordert, da sprühen die Funken, da darf er auch Pranke zeigen. Und sie soll auch ein Abschluss von Repertoire-Desideraten sein, die das Klavier „als Medium“ für „Letzte Dinge“ gebraucht. Ja, und das ist, der Booklet-Text hat recht, „Zukunftsmusik – an der Grenze des Möglichen“.
Solches waren natürlich vielfach auch mal die Bach-Klavierstücke. Jetzt dienen sie als swingende Einleitung (Alexander Silotis Bearbeitung der Air aus der Orchestersuite Nr. 3) oder als souverän ausgehorchtes Exerzitium (die berühmte Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903). Auf die Liszt-Gipfelbesteigung antwortet dessen dunkel bedrohliche Klavierfassung des Schubert-Lieds „Der Doppelgänger“, auf den Monster-Busoni dessen versöhnlicher glimmende „Weihnachtsbaum“. Und dann ist da noch der Berg-Komplex, ebenfalls dialektisch gedoppelt, mit der artifiziell-galanten 1. Sonate, der das spröd-kurze Klavierstück h-Moll vorwegeilt. Schön ist das, voller Beziehungszauber, klug, gekonnt gespielt, aber inzwischen auch ein wenig im Voraus zu erahnen. Noch funktioniert sie, die Levit-Formel.

Manuel Brug, 30.09.2023


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