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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Joseph Legros (1739-1793), der Name fällt eben nicht nur, wenn von den reformatorischen Opernerfolgen des deutschen Ritters von Gluck in Frankreich die Rede ist. Von dem hat dieser Sänger, dessen spezielle Stimmlage im Land der hier verpönten Kastraten Haute-Contre, also ein lyrisch flexibler Tenor mit sehr viel Kopfstimmanteilen genannt wurde, die wichtigen Tenorrollen in „Iphigénie en Aulide“, „Alceste“, „Armide“ und „Iphigénie en Tauride“ uraufgeführt. Schon 1774 adaptierte Gluck für Legros den Orfeo in der französischen „Orphée et Euridice“-Fassung vom Altkastraten zum sehr hohen Tenor mit neuer, ganz auf den französischen Geschmack zugeschnittener Bravourarie.
Einer der besten, wenn auch immer noch ein wenig unterschätzten Haute-Contres von heute ist der Belgier Reinoud Van Mechelen. Der nun schließt seine mustergültige Trilogie von originellen Konzeptalben, die er historischen Haute-Contre-Interpreten widmete, welche für Lully und Rameau bedeutend waren, mit diesem brillanten, Joseph Legros gewidmeten Album ab. Ebenfalls wieder dabei ist sein instrumental makelloses Ensemble A Nocte Temporis. Legros, der – natürlich hier zu hören – auch komponierte, war für seine herausragende Musikalität, ungewöhnlich weiten Tonumfang und grandios hohe Töne bekannt. Doch erst Glucks Musik soll ihn spät in seiner Karriere auch als Bühnendarsteller wachgeküsst haben.
Reinoud Van Mechelen macht neben Gluck zudem mit für Legros geschriebenen Opern von Unbekannten wie Jean-Benjamin François de la Borde, Pierre-Montan Berton oder Jean-Claude Trial, aber auch von Gossec, Grétry, Piccinni oder Johann Christian Bach vertraut. Ein herausragend recherchiertes Album, souverän auf einen Zeitstrahl gesetzt, wunderfein gesungen und unterhaltsam zu hören.

Manuel Brug, 14.10.2023


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