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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Leoš Janáček, Aaron Copland, Paul Hindemith, Alban Berg, Erwin Schulhoff

1923 (Werke für Streichquartett)

Schumann Quartett

Berlin Classics/Edel 0302968BC
(81 Min., 3/2023)

Paul Hindemith hatte es faustdick hinter den Ohren. Er war sich schließlich für keinen Unsinn zu schade. Mal trat er als Bademantel-Modell bei einer Modenschau auf und hatte sich dafür den Gürtel ums Knie gebunden. Oder wie ebenfalls ein Foto dokumentiert, setzte er sich 1923 gemeinsam mit den Streicher-Kollegen seines Amar-Quartetts Papierhelme auf, um für sein Stück „Minimax. Repertorium für Militärorchester“ auch optisch in die Rolle einer (wehrkraftzersetzenden) Militärkapelle zu schlüpfen. 1923 wurde dieser wirklich schräge Streichquartett-Coup bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt. Und man kann sich lebhaft vorstellen, dass das Publikum nicht glauben konnte, was es da hörte. In „Alte Karbonaden“ kommt jede Truppe aus dem Tritt. Und hinter der „Ouvertüre zu Wasserdichter und Vogelbauer“ verbirgt sich eine Satire auf die „Dichter und Bauer“-Ouvertüre von Franz von Suppé. Da kommt Freude auf! Zumal das Schumann Quartett hier auch das dafür nötige freche Grinsen auf die Griffbretter bringt.
Hindemiths etwas anderer Klassiker der Moderne ist Teil des Konzeptalbums „1923“, mit dem das Schumann Quartett einen Blick auf das aufregende Musikjahr wirft. Besonders im Mittelpunkt steht dabei das Gründungsjahr der „Internationalen Gesellschaft für Neue Musik“ in Salzburg, bei dessen erster Ausgabe alle fünf auf diesem Album vertretenen Komponisten anwesend waren. Alban Bergs bereits 1910 komponiertes Streichquartett op. 3 stand beim Eröffnungskonzert auf dem Programm. Leoš Janáček schrieb in jenem Jahr sein berühmtes Streichquartett „Kreutzersonate“ und Erwin Schulhoff seine „Fünf Stücke“. Und von dem Amerikaner Aaron Copland hat man das fünfminütige Stück „Movement“ aufgenommen, das erst 1983 wiederentdeckt wurde. Mindestens ein Jahrhundert alt sind also all die Werke. Doch das Schumann Quartett hat für ihre Aufnahme jedes noch so winzige Staubkorn mit großem Schwung und Elan weggepustet – und dafür den außergewöhnlichen Wagemut und Schöpfergeist freigelegt, der natürlich auch Hindemiths Kuriosität so einzigartig und damit unbedingt hörenswert macht.

Guido Fischer, 14.10.2023


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