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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Sergei Rachmaninow, Fritz Kreisler

Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll; Mélodie op.3/III, „Liebesleid“ (arr. Rachmaninow), Corelli-Variationen op.42, „Im Schweigen der geheimnisvollen Nacht“ op.4/III

Kirill Gerstein, Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko

BPhil Media BPHR 230469
(60 Min., 6/2022, 2/2023) SACD

Auf ihrem neuen Album zum 150. Geburtstag Sergei Rachmaninows bestreiten die Berliner Philharmoniker nur das erste Werk: Der Mitschnitt des populären zweiten Klavierkonzerts mit dem Solisten Kirill Gerstein wurde im Juni 2022 im Rahmen ihres Saison-Abschlusskonzerts in der Berliner Waldbühne mitgeschnitten und wurde jetzt, ganz ohne Applaus und störende Publikumsgeräusche, ins hochwertige SACD-Format übertragen. Das restliche Programm aber besteht aus Solostücken, die der russisch-amerikanische Pianist im Februar 2023 in der Berliner Philharmonie eingespielt hat – darunter die späten Corelli-Variationen und Rachmaninows hinreißende Klavierversion des „Liebesleid“-Walzers von Fritz Kreisler.
Dass man bei einem solchen Open-Air-Event (vor 20 000 Zuschauern) akustische Einbußen hinnehmen muss, versteht sich von selbst, so klingt Gersteins großer Steinway doch etwas entfernt und schmalbrüstig, während das Orchester ihn wie eine riesige dunkel-samtene Klangwolke von hinten einhüllt. Dieses opulent-weiche Klangbild unterstützt freilich den durchaus nostalgischen Interpretationsansatz der beiden russischen Protagonisten, die hier mit lyrischer Sensibilität und gelegentlichen heftigen Zuspitzungen einer längst vergangenen Idylle nachtrauern, und so mit sanfter Agogik und perfekter Detailarbeit die dunkle Schönheit und emotionale Kraft dieses spätromantischen Nachzüglers beschwören.
Dass der 43-jährige Gerstein den selten gewordenen Typus des besonnenen, intellektuellen Virtuosen vertritt, der den lyrischen Gehalt der Musik jeglicher greller Egozentrik vorzieht, zeigt sich auch an den großartigen, bis heute unterschätzten Corelli-Variationen, in denen Rachmaninow im Jahr 1931 eine Art düsteres Gegenstück zu seiner heiter-verspielten Paganini-Rhapsodie entwarf, und die Gerstein hier auch verhaltener, intimer, und agogisch freier ausformuliert als seine deutlich energischeren Konkurrenten Adi Neuhaus oder Michael Korstick. Im wehmütig-eleganten „Liebesleid“-Walzer aber spürt man den sanften Seelenpuls einer verlorenen Zeit.

Attila Csampai, 21.10.2023


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