Im nächsten Jahr kann der Schweizer Heinz Holliger seinen 85. Geburtstag feiern, dieser geheimnisvolle Poet unter den zeitgenössischen Komponisten – der zudem auch eine Oboenlegende ist. Und wie mehr als nur gut bei Stimme er auch im hohen Alter noch ist, zeigt er bei seiner aktuellen Promenade durch die französische Musik des 20. Jahrhunderts.
82 Jahre war Holliger beim Zeitpunkt der Aufnahme seines Albums „Éventail“. Und fast möchte man meinen, dass sein Ton und sein Spiel nie berückender und betörender, nie eleganter und feinsinniger gewesen ist. Über eine Stunde pure Ausdrucksmusik hat Holliger vor allem mit Pianist Anton Kernjak eingespielt (zwischendurch gesellt sich auch Harfenistin Alice Belugou hinzu).
Es sind Originale und Bearbeitungen von Klassikern wie Ravels „Pièce en forme de Habanera“, die erstaunlich neo-barocke Sonate op. 166 von Altmeister Camille Saint-Saëns sowie Stücke von Olivier Messiaen, Charles Koechlin und der wenig bekannten Sonate von Robert Casadesus aus dem Jahr 1936. Und sieht man von André Jolivets Duo „Controversia“ (1968) ab, das mit seiner wilden bis burlesken Quirligkeit seinem Titel durchaus Ehre macht, lauscht man nun wie gebannt dem magischen Gesang des Oboenorpheus Holliger und seiner Feier dieser musikalischen Zauberwelten.

Guido Fischer, 04.11.2023

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