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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Bei Nico Dostals „Clivia“ handelt es sich nicht um die ausdauernd krautige afrikanische Pflanze mit doldig zwittrigem Blütenstand, die nach einer Gouvernante von Queen Victoria benannt wurde, auch nicht um den so geheißenen Apfel, die Kartoffelsorte, den Asteroiden und auch nicht um das DDR-Fernseh- und Radiokombinationsgerät. Clivia, das ist die schöne Clivia Gray, eine amerikanische Filmschauspielerin, die in falsche Dreharbeiten, eine Verkleidungsliebesgeschichte, einen Wirtschaftskrimi sowie die fehlgeschlagene Revolution in der Bananenrepublik Boliguay gerät.
Als nicht ganz unproblematische Operette der frühen Nazi-Ära (Uraufführung: Dezember 1939) begeistert sie trotzdem als vor Temperament sprühender Feuertopf südamerikanisch verkleideter Operettenthemen, der uns mit seinen Tangos, Paso Dobles und Boleros spanisch klingend vorkommt. Da zappeln zackig die Gauchos zum „Am Manzanares ist weibliche Tugend was Rares“-Walzer, der seit dem „Weißen Rößl“ obligatorische Bouletten-Berliner (Gerald Pichowetz, hier als Wiener) treibt sein Pointen-Unwesen, ebenso der pfiffige Reporter-Buffo (Ivan Oreščanin) und eine Amazonenarmee, angeführt von ihrer Majorinnen-Wuchtbrumme (Anna Brull), nimmt die Kerle aufs Korn.
In diesem pfiffigen Mittschnitt aus der Oper Graz lässt es Dirigent Marius Burkert gemütvoll nostalgisch swingen, aber auch mit Peter-Frankenfeld-Pepp spielen. In der hyperkünstlichen Rolle einer synthetischen Operettendiva gefällt die Clivia der Siglinde Feldhofer als Mischung aus Evita Perón und Marika Rökk. Zudem sind, wie in einem Musterbuch der Operette, verlorengeglaubte Darstellungsstile der Kabarett-Sidekicks, des Buffo, der strammen Soubrette, des Dialektkomikers oder des Schmachttenors Juan (Matthias Koziorowski) zu erleben; nicht zu vergessen der abgründig böse Markus Butter als skrupelloser Investor am Rande des Foxtrott-Zusammenbruchs.

Manuel Brug, 04.11.2023


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