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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Ludwig van Beethoven

Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur, Klaviersonate cis-Moll op.27/II („Mondschein“), Bagatellen in a-Moll und g-Moll, Klavierstücke in c-Moll und h-Moll

Alice Sara Ott, Niederländisches Radio-Sinfonieorchester, Karina Canellakis

DG/Universal 002894864898
(57 Min., 10/2022, 2-3/2023)

Auf ihrem neuen Album hat Alice Sara Ott zwei populäre Werke Ludwig van Beethovens gekoppelt, von denen es unzählige Aufnahmen gibt: Dem unbeschwert-heiteren, schiere Lebensfreude verströmenden C-Dur-Klavierkonzert aus dem Jahr 1798 lässt sie die trostlose, todtraurige und im Finale aggressiv ausbrechende Sonate in cis-Moll op.27/II aus dem Jahr 1801 folgen, die mit einer Bootsfahrt im Mondschein nichts zu tun hat, sondern vermutlich eine sehr persönliche Reaktion Beethovens auf seine hoffnungslose Liebe zur Widmungsträgerin Giulietta Guicciardi darstellt, mit einem der depressivsten Kopfsätze der Wiener Klassik.
In ihrem Booklet-Kommentar bezeichnet die 35-jährige Münchnerin Beethoven als einen „Meister der Kontraste und Proportionen“ und so ist auch ihre feinfühlige, ungemein detailgenaue Lesart beider Werke geprägt von einem wunderbar fließenden Wechselspiel zwischen zärtlichster Empfindsamkeit und energisch-prägnanter Selbstbehauptung eines ungestümen, zugleich verletzlichen musikalischen Neuerers.
Im Klavierkonzert gewinnt diese lebendige Kontrast-Dramaturgie durch die von Karina Cannellakis punktgenau und selbstbewusst geführte Niederländische Radio-Philharmonie noch zusätzlich an emotionaler Kraft und innerer Intensität. Denn ich kenne kaum eine Aufnahme, in der Beethovens oft merkwürdig zurückhaltende dynamische Anweisungen so genau und überzeugend umgesetzt worden wären wie hier: So erlebt man etwa in der Durchführung des Kopfsatzes von der Solistin fast 90 Takte lang eine Piano- und Pianissimo-Kultur, die dem Geschehen einen ganz neuen, spirituellen Zauber verleiht und so auch die Rolle des Soloinstruments neu beleuchtet. Und man entdeckt jetzt hinter der Maske des Rebellen einen ganz neuen, hochsensiblen Charakter. So klingt dann auch das Adagio der „Mondschein“-Sonate wie ein depressives, vor Trauer erstarrtes Lebenszeichen einer tief verletzten Seele. Zum Schluss gibt es drei unbekannte Miniaturen, und die sattsam bekannte „Für Elise“-Bagatelle, der Ott fast Schumanneske Züge verleiht.

Attila Csampai, 11.11.2023


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