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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Sechs Klaviersonaten (KV 310, 311, 330-333,) Fantasien in c-Moll KV 396 und d-Moll KV 397

Angela Hewitt

Hyperion/Note 1 CDA 68421/2
(156 Min., 12/2022) 2 CDs

Angela Hewitt ist die Grande Dame der kanadischen Klavierszene. Sie gilt als eine der wichtigsten Bach-Interpretinnen unserer Zeit und hat zwischen 1994 und 2014 alle wichtigen Klavierwerke Bachs in vorbildlicher Weise eingespielt. Daneben gilt sie auch als Expertin für Chopin und das französische Repertoire. Jetzt also hat sie sich auf ihrem fantastisch klingenden neuen Fazioli-Flügel sechs mittlere Sonaten Mozarts vorgenommen und die d-Moll-Fantasie sowie die von Abbé Stadler nach Mozarts Tod für Klavier eingerichtete Fantasie in c-Moll KV 397 hinzugefügt.
Was einen schon nach den ersten Takten des schmerzlich-pathetischen Kopfsatzes der 1778 komponierten a-Moll-Sonate überrascht und zunächst irritiert, ist die kompromisslose Klarheit und radikale Prägnanz, mit der die 65-jährige Pianistin dieses düstere Stück von allem Pathos, und von aller romantisierenden Tradition befreit, und Mozarts schmucklosen Klaviersatz auf seine „nackte“ strukturelle Essenz konzentriert, ganz ohne Pedaleinsatz und jegliche Beschönigung.
So klingen alle sechs Sonaten ganz trocken und wie in Stein gemeißelt, wobei sie fast alles, was nicht ausdrücklich mit Bindebögen versehen ist, konturenscharf staccatiert und so Mozarts grenzenlosen Einfallsreichtum und dieses spezifische Feuerwerk von ständig sich abwechselnden diskontinuierlichen Gesten, Motiven und Ideen als das eigentliche, tief dramatische Momentum seiner Kompositionstechnik herausschält: Hewitts Radikalität wirkt sperrig und gelegentlich sogar wie kindliches Geklimper, aber nirgends aufgesetzt oder willkürlich, sondern tief erhellend.
Ihr Gegenentwurf gegen alles dümmliche Mozart-Gesäusel verweist mit Nachdruck auf die unglaubliche Modernität und das revolutionäre Potenzial dieser oft unterschätzten Werke, und so geht sie hier noch einen Schritt weiter als Friedrich Gulda, der sich ähnlich vehement für Mozarts Klavierwerk einsetzte. Es ist ein energiegeladener, explizit ausformulierter Besuch in Mozarts musikalischem Marionettentheater, und in seiner geistigen und virtuosen Beweglichkeit durchaus vergleichbar mit der Stummfilmakrobatik des jungen Charles Chaplin. Und darin steckt, auch wenn es nicht immer angenehm klingt, viel mehr Wahrheit als bei den Heerscharen von Mozart-Schönfärbern, die uns schon zu lange langweilen: Ein radikales, mutiges Unternehmen, das Beachtung verdient.

Attila Csampai, 11.11.2023


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