Mirare/hm-Bertus MIR 714
(194 Min., 2003) 3 CDs
Die „Années de pèlerinage“ (zu Deutsch: Pilgerjahre) schrieb Franz Liszt nach dem Vorbild von Johann Wolfgang von Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. So wie sich der Protagonist Meister durch seine Reiseerfahrungen als Mensch weiterentwickelt, so lässt sich auch Liszt durch seine Erlebnisse in der Schweiz und in Italien zu neuen Kompositionen inspirieren und findet dabei immer mehr zu sich selbst.
Das musikalische Spektrum der 26 romantischen Charakterstücke ist enorm weit gefächert, es reicht von hochvirtuosen Eruptionen über Liedhaftes bis hin zu kargen, in sich gekehrten Miniaturen. Ein Interpret, der diese Vielfalt an Charakteren und Affekten zum Leben erwecken möchte, muss selbst eine vielschichtige Künstlerpersönlichkeit sein. Der 2022 verstorbene Pianist Nicholas Angelich war dies in hohem Maße. Ihm gelingt es zauberhaft schön, das Wellenspiel des Sees in der Naturskizze „Au lac de Wallenstadt“ einzufangen, auch die Urgewalt des Gewitters in „Orage“ stellt er eindrucksvoll dar, ohne dabei klanglich ins Lärmig-Brutale abzudriften; mit seinem mächtigen sinfonischen Ton erinnert er da an den großen Svjatoslav Richter. Mit Klangsinn und elegant-schlichtem Ton vermag er in „Venezia e Napoli“ die etwas schmalzige Gondoliera aus der Kitschzone herauszuholen, und die virtuose „Tarantella“ meistert er mit Biss und südländischem Schwung. Auch diese Aufnahmen zeigen wieder einmal, was für eine große Lücke der frühe Tod des amerikanischen Künstlers in der Musikwelt hinterlässt.
Mario-Felix Vogt, 25.11.2023
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