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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Franz Schubert

Winterreise D. 911

Cyrille Dubois, Anne Le Bozec

NoMadMusic/hm-Bertus NMM 117
(76 Min., 01/2021)

Ist es die Jahreszeit? Sicherlich nicht – nur. Franz Schuberts „Winterreise“ ist eben einfach unverdrossen megaangesagt. Beim geneigten Publikum wie bei den Interpreten. Jüngste Ergänzung der ewigen, längst unüberblickbaren Sängergalerie auf Tonträgern: der frische Franzose Cyrille Dubois. Es ist nach einem mehrsprachigen Liszt-Album 2019 seine erste komplett deutschsprachige Aufnahme, als lyrischer, der Barockmusik wie Mozart und der romantischen Oper wie Operette zugeneigter Tenor – und er verlässt hier deutlich seine Komfortzone. Doch er vermag – im Verein mit seiner angenehm zurückhaltenden, doch präzise formenden Klavierbegleiterin Anne Le Bozec an einem Bechsteinflügel von 1905 – auf eine ungezwungen zurückhaltende, doch trotzdem hochbefriedigend packende Weise vollkommen zu überzeugen.
Da ist zunächst ein schmiegsames Künstlerduo, das dank seiner emotionalen Ausrichtung perfekt zusammenpasst. Dann wird perfekt, aber ohne jede Überbetonung und beinahe makellos Deutsch gesungen. Und zudem versteht es dieser hochsympathische Sänger, wie meist auf seinen Aufnahmen, sofort zu fesseln, ganz allein durch die wissende Unschuld, das zart tastende Vorwärtsschreiten, mit dem er sich langsam, mit großen, scheinbar naiven Augen durch das Metaphernuniversum der 24 „schauerlichen“ Lieder wie durch die nuancenreich fluide Gefühlswelt hindurchtastet. Dubois muss nicht viel machen – und erreicht doch alles. Er braucht keine Extreme, weder im Grellen noch im Flüstern, um trotzdem eine grandiose Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten aufzufächern. Und wenn man dann noch weiß, dass diese feine Einspielung im strengen Winter während der Corona-Pandemie 2021 entstand, dann scheinen außerdem die äußeren Umstände, diese intensive, dabei angenehme (kein Paradox!) Deutung beflügelt zu haben.

Manuel Brug, 06.01.2024


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