Warner 505419789127
(63 Min., 10/2016, 7&8/2023)
Im Abstand von nur drei Jahren pflegt der polnische, in Paris lebende Piotr Anderszewski Solo-Alben hervorzubringen. Die Repertoireauswahl ist meist klassisch; wobei Anderszewski mit einem früheren Szymanowski-Programm (2005) sowie mit Einzelwerken von Bartók (2009) und Janáček (1995) einige seiner profiliertesten Leistungen bot. Sein Anschlag, auch jetzt, ist eher weich und konsonant, aber – gemessen an einem seiner Vorbilder, Svjatoslav Richter, dem er in späten Jahren gelegentlich als Umblätterer diente – vergleichsweise mittelwertig und milde.
Warm ummantelt scheinen die Töne in Janáčeks „Po zarostlém chodníčku (Auf verwachsenem Pfade)“. Aus dem eigentlich elfteiligen Zyklus spielt Anderszewski merkwürdigerweise nur das 2. Buch (warum die Aufnahme mit sieben Jahren Verspätung veröffentlicht wird, bleibt ein Rätsel). Auch von den 20 Mazurken von Szymanowski werden nur sechs gegeben (Nr. 3, 7, 8, 10, 5 und 4): Ausweis einer geradezu spitzfingrigen Auswahlpolitik. Mit den 14 Bagatellen von Béla Bartók gipfelt das Album dann in einem lückenlos präsentierten Zyklus. Ihm hatten sich zuvor außer dem Bartók-Enzyklopädisten Zoltán Kocsis sowie Alain Planès und Cédric Tiberghien kaum je große Pianisten zugewandt.
Sehr klangschön, akzentuiert und mit hingebungsvoller Dezenz spielt Anderszewski all das. Dass man hingerissen wäre, lässt sich trotzdem nicht behaupten. Anstatt eines Booklet-Textes hat der Pianist zu jedem Komponisten genau einen Satz beigesteuert; sowie als Zusammenfassung: „Die auf dieser CD eingespielten Werke sind von innerer, rebellischer Dringlichkeit.“ Gerade die stilistischen Unterschiede indes, man muss es sagen, verwischen ein wenig. Man ertappt sich immer wieder bei der Frage, wer von den dreien jetzt gerade erklingt. Und kommt von selbst nicht unbedingt darauf.
Kai Luehrs-Kaiser, 24.02.2024
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