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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Die Premiere im April 2021 in der Covid-leeren Wiener Staatsoper wirkte wie eine schrecklich futuristische Dystopie: Ein seit Jahren von einem Unrechtsstaat in Geiselhaft genommener Regisseur inszeniert aus seiner viele Tausend Kilometer entfernten Isolation Richard Wagners melancholisch-mythischen Bühnenabschied „Parsifal“ in einem publikumslosen Opernhaus. Zu sehen war das dann erst später als zusammengestückelter Stream mehrerer Vorstellungen. So, wie vermutlich nun auch das Album, denn hier geht es nur um das endlich veröffentlichte akustische Ergebnis der dunkel-düsteren Kirill-Serebrennikov-Inszenierung.
Mit einer stargespickten Besetzung. Parsifal ist eine gute Jonas-Kaufmann-Rolle im vorgerückten Alter. Und so singt er kontrolliert und klar die kürzeste aller Wagner-Titelpartien. Kundry, das ist die Rollendebütantin Elīna Garanča, die kürzlich damit auch in Bayreuth Furore machte: klug in der Textausdeutung, mit sexy Höhen und gurrender Mittellage. Neuerlich zum Niederknien intoniert in fließend wortdeutlichem Silberdunkelbass der verlässliche Georg Zeppenfeld den Gralshüter Gurnemanz. Deutlich abgesungen tönt hingegen der Klingsor von Wolfgang Koch.
Zur Verklärung taugt dieser Mitschnitt indes nicht. Alles hört sich zwar stylish an, aber rätselt klanglich wenig und rührt vokal wie instrumental keine Sekunde. Wohl auch, weil am Pult Wiens Opernmusikchef Philippe Jordan sich jeglicher Andacht und (Schein-)heiligkeit verweigert, nach zähem Vorspiel hurtig und sachlich klangfein vorwärtsdirigiert. Dieser neue Wiener „Parsifal“ ist eine sinnfrei schöne Opernleiche. Dystopisch eben.

Manuel Brug, 02.03.2024


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