home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Tausend Da-capo-Arien hat Georg Friedrich Händel für seine mehr als 60 Bühnenwerke geschrieben, 27 allein für die Zauberoper „Alcina“ von 1735. Man muss es genießen können. Und man muss es zubereiten wie servieren können, denn so ein Händel-Gericht wird, gerät es in die falschen Hände und Kehlen, schnell fad. Marc Minkowski und seine einmal mehr bestens barockbewährten Les Musiciens du Louvre malen vorwiegend in Pastell. Leise, feine Töne, ein Seufzen und Zagen, zarte Schattierungen, selten von mehr als Mezzoforte durchbrochen. Eine Haltung, der sich auch die exzellent in Beziehung gesetzten Sängerinnen gerne anschließen, alles Barock-Expertinnen im Vollbesitz ihrer stimmlichen Möglichkeiten.
Magdalena Kožená, eigentlich ein heller Mezzo, ist eine angenehm reife, nachdenkliche Alcina. Die Zauberin, der alles Übersinnliche abhanden gerät, der nur Sinnlichkeit bleibt. Eine Sirene in Moll, zum Alleinsein verdammt, das Tod bedeutet. Als Nachfahrin von Circe hält sie Männer, die sie verwandelt hat, auf ihrer Insel gefangen. Ein trügerisches Idyll, ein Luxus-Kerker, ein Labyrinth der zweifelhaften Gefühle. Bradamante hat sich als Mann verkleidet, um den von Alcina entführten Ruggiero wiederzugewinnen. Anna Bonitatibus jagt jähe Koloraturattacken in den Hörraum. Ihnen muss sich Elizabeth DeShongs Bradamante beugen, vokale Girlanden des Verzichts, traumsüß sich windend. Erin Morley, die koloraturgliedrige Alcina-Schwester Morgana, hat Teilsiege errungen, etwa beim wendigen Oronte (sein Tenorsein hochhaltend: Valerio Contaldo). Die Intrigengeschichte als Gespinst aus Klangverlockungen und ariosen Bekenntnissen. Seelendrama, klangliches Kammerspiel wie Konversationsstück. Kostbar und grausam. Oper – eine Welt, die Leben bedeutet.

Manuel Brug, 16.03.2024


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top